Ein Tourfinale so spannend wie selten

Vor dem letzten Einzelzeitfahren hoffen noch mindestens vier Fahrer auf den Gesamtsieg

  • Tom Mustroph, Macon
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Zwei Tage nur noch dauert die Tour de France und sie ist noch immer nicht entschieden. Selten war eine Frankreichrundfahrt so spannend. Alle Augen blicken zurück zum Millimeterkampf zwischen Greg Lemond und Laurent Fignon. Acht Sekunden trennten 1989 den US-Amerikaner vom Franzosen. Zwölf Sekunden Vorsprung hat vor dem entscheidenden Einzelzeitfahren am heutigen Sonnabend von Le Creusot nach Montcedau-les-Mines Oscar Pereiro (s. Interview) vor seinem spanischen Landsmann Carlos Sastre. 18 Sekunden dahinter liegt der große Favorit Floyd Landis (USA). Der US-Amerikaner drückt dem Rennen bisher seinen Stempel auf: Erst taktisch, indem er Kraft sparend die Mitfavoriten in Schach gehalten hatte, dann fast tragisch, als er in La Toussuire einbrach und schließlich als er in einer Art Bergzeitfahren Einer gegen Alle bis zu sieben Minuten gegen seine Kontrahenten herauskeulte. Hinter dem Führungstrio liegt etwas weiter zurück ein weiteres Trio, das mit Ambitionen auf den Toursieg gestartet war und sich noch Hoffnungen auf das Podium macht. T-Mobiles Andreas Klöden ist Vierter mit 2:29 min Rückstand, der Australier Cadel Evans (Lotto) Fünfter mit 3:08 min und Rabobanks Denis Mentschow aus Russland Sechster mit 4:14 min. Für den letztjährigen Vuelta-Sieger wird es am schwersten, da er als erster der Sechs starten muss und den anderen die Richtzeit liefert. Auch Klöden und Evans müssen überdurchschnittlich gut fahren, um die Podiumschance zu nutzen. Vor dem Zeitfahren sprechen alle Statistiken für Landis. Zwar schränkt er ein: »Ich weiß nicht, was mich der Alleingang nach Morzine an Kraft gekostet hat«, doch ist er trotz dieser Unwägbarkeit der beste Zeitfahrer der Favoriten im Gesamtklassement. 48 Sekunden hat er Evans beim ersten Zeitfahren dieser Tour in Rennes (52 km) abgenommen. Klöden hat er um 42 Sekunden distanziert, Mentschow um 43. Sastre (CSC) hat mehr als eine Minute verloren, Pereiro (Caisse dEpargne) etwas mehr als anderthalb Minuten. Daraus lässt sich folgendes Szenario konstruieren: Landis gewinnt mit ungefähr einer Minute Vorsprung. Um Platz zwei liefern sich Pereiro und Sastre ein Fotofinish. Klöden behauptet Platz vier, auch Evans und Mentschow bleiben auf ihren Plätzen kleben. Allerdings sind die 57 km recht flach. Gegenüber den Bergfahrern Pereiro, Sastre und Evans könnte Klöden hier Vorteile haben, was den Zweikampf um Platz zwei zum Dreikampf erweitert. Klöden hat bereits angekündigt, zwei Minuten auf Pereiro gut machen zu können. Ob auch zweieinhalb, bleibt die Frage dieses Nachmittags. Landis sollte jedoch außerhalb seiner Reichweite bleiben, so dass der Tourzweite von 2004 diesen Erfolg wohl bestenfalls wiederholen, aber nicht übertreffen kann. Nach seiner Schulteroperation im Frühjahr und dem dramatischen Tourbeginn wäre das für den derzeit besten deutschen Rundfahrer dennoch ein blendendes Ergebnis. Im Kampf um den Tagessieg sollte T-Mobile eine herausragende Rolle spielen. Der Ukrainer Sergej Gontschar, Sieger der Etappe von Rennes und Michael Rogers aus Australien, Weltmeister in dieser Disziplin, haben ihre gute Form bei dieser Tour schon zeigen können. Ihre Zeiten - Gontschar startet zwei Stunden, Rogers 24 Minuten vor Pereiro - sind die Richtschnur fü...

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