Feuerbestattung gegen Weiterverbreitung des Ebolavirus
In Liberia sollen Tote ab sofort nicht mehr nach traditionellen Bräuchen bestattet werden / US-Arzt auf dem Weg der Besserung
New York. Die Regierung im westafrikanischen Liberia hat für alle Ebola-Toten eine Feuerbestattung angeordnet. Zuvor hätten einige Gemeinden aus Angst vor Ansteckung verboten, dass Opfer der Epidemie auf ihrem Land beerdigt werden, berichtete der britische Sender BBC am Montag. Zwölf Tote hätten deshalb einen Tag im Freien gelegen.
Informationsminister Lewis Brown drohte zudem allen Betrieben mit Schließung, die kein Händewaschen ermöglichen. Seit dem Ebola-Ausbruch im Februar starben mindestens 729 Menschen an der Infektion in Westafrika. Es ist die schlimmste Epidemie seit Entdeckung des Virus 1976.
Mehr als die Hälfte der Infizierten sterben
Die Krankheit verläuft in bis zu 90 Prozent tödlich. Derzeit liegt die Todesrate zwischen 50 und 60 Prozent. Der Erreger wird über Körperflüssigkeiten übertragen, die Berührung eines Patienten oder eines Toten kann gefährlich sein. Feuerbestattungen gehören nicht zur Kultur Liberias. Gesundheitsexperten halten aber die traditionellen Bestattungsbräuche für den Grund häufiger Übertragungen. Gegen Ebola gibt es bisher kein Heilmittel und keine Schutzimpfung. Durch Stärkung des Immunsystems steigen aber die Überlebenschancen.
USA verstärken ihren Kampf gegen die Epidemie
Unterdessen kündigten die USA an, mindestens 50 Gesundheitsexperten nach Westafrika zu entsenden. »Wir wissen sehr wohl, wie man Ebola stoppen kann«, sagte Thomas Frieden, der Leiter des Zentrums für Krankheitsabwehr und Verhütung: Die Patienten müssten gefunden und ihre Behandlung gesichert werden, ihre Kontaktpersonen seien aufzuspüren und aufzuklären, und schließlich sei in den Kliniken die Infektionsgefahr zu minimieren.
Infizierter amerikanischer Arzt zeigt Zeichen der Besserung
Der US-Arzt Kent Brantley, der sich in Liberia mit Ebola infiziert hatte und am Samstag nach Atlanta geflogen worden war, zeigte am Montag Zeichen der Besserung, wie der Nachrichtensender CNN berichtete. Der 33-Jährige habe ein »experimentelles Serum« vor seinem Abflug aus Liberia erhalten, hieß. Er arbeitete für das evangelikale Hilfswerk »Samaritan's Purse« (Die Börse des Samariters).
Es ist der erste bekannte Ebola-Kranke, der auf amerikanischem Boden behandelt wird. Eine ebenfalls infizierte US-Missionarin wurde am Dienstag in den Vereinigten Staaten erwartet. Mehrere Ärzte in Westafrika sind bereits gestorben. In Sierra Leone und Liberia ist die Armee im Einsatz, um Quarantäne-Gebiete zu sichern. Die Epidemie war in Guinea ausgebrochen.
Gefahr auch für andere Kontinente?
Die frühere Gesundheitsministerin von Mali, Fatoumata Nafo-Traoré, warnte am Montag vor einer möglichen Ausbreitung des Virus auf andere Länder oder sogar Kontinente. »Ebola könnte andere Staaten erreichen, auch in Europa, weil die Leute weiter reisen und die Kontrollen und Tests an den Grenzen und Flughäfen häufig noch unangemessen sind«, sagte die Gesundheitsexpertin.
Die Stadt Frankfurt mit Deutschlands größtem Flughafen wäre nach eigenen Angaben für einen Ebola-Fall gerüstet. Für den Fall, dass ein Passagier während des Flugs erkrankt, gebe es Notfallpläne, sagte Gesundheitsamts-Chef René Gottschalk. Die sei aber »extremst unwahrscheinlich«. 2003 war der erste SARS-Patient auf europäischen Boden in Frankfurt gelandet, 2006 gab es einen Fall von Lassafieber.
Vorbereitet sieht sich auch die Bundeswehr für ihre in Westafrika stationierten Soldaten. »Der Truppenarzt der mehr als 150 deutschen Soldaten in Mali ist Tropenmediziner und hat längst einen Notfallplan für ein mögliches Übergreifen der Epidemie aus den Nachbarländern erarbeitet«, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam.
Ohnehin gälten in Ländern mit gefährlichen Tropenkrankheiten spezielle Sicherheitsvorschriften - zum Beispiel dürften bestimmte Nahrungsmittel nur aus Europa kommen. In dem an Guinea grenzenden Mali trainiert die Bundeswehr im Rahmen einer EU-Mission einheimische Soldaten. Im ebenfalls angrenzenden Senegal sind 35 Bundeswehrsoldaten einer UN-Mission stationiert. nd/ Agenturen
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