Größte Baustelle ist der Imageschaden

Team T-Mobile nach der Tour: Die Entlassung der Manager Olaf Ludwig und Mario Kummer scheint beschlossene Sache

  • Tom Mustroph, Paris
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Merkwürdige Dinge geschehen bei T-Mobile. Andreas Klöden war noch gar nicht in sein hervorragendes Zeitfahren gestartet, da steckte jemand aus der T-Mobile-Presseabteilung holländischen Journalisten, dass Teammanager Olaf Ludwig und der sportliche Leiter Mario Kummer nicht mehr fest in ihren Sätteln säßen. Ludwig und Kummer kletterten tags darauf mit der Mannschaft auf das Siegerpodest auf den Champs-Élysées, um die Ehrung für das beste Team der Tour entgegenzunehmen. Sie hatten ebenso ihren Anteil am dritten Platz von Andreas Klöden in der Einzelwertung geleistet - einer Platzierung, die im Jahr zuvor mit Jan Ullrich als Erfolg gefeiert worden war. 2006 jedoch war die sportliche Leitung laut Meldungen der französischen Sportzeitschrift LEquipe und der Bild am Sonntag schon so gut wie abgesetzt. Die Nachricht war in der Welt, da ruderte die Kommunikationsabteilung wieder zurück. Von Umstrukturierungsprozessen war bei Christian Frommert, dem beim Sponsor T-Mobile angestellten Sprecher des Teams, die Rede und davon, »dass wir alles auf den Prüfstand stellen«. Die größte Baustelle, die T-Mobile derzeit hat, sind das Doping und der Imageschaden, der durch das mutmaßlich gedopte Idol Jan Ullrich entstanden ist. Bei Nachfragen nach einer Veränderung der Infrastruktur, also nach Ersatz für die diskreditierten Wunderdoktoren Luigi Cecchini und Michele Ferrari, meinte Frommert auf wiederholte Anfrage, dass man sich dazu »in den nächsten Wochen zusammensetzen« werde. Der persönliche Coach von Andreas Klöden, Thomas Schediwie, der auf konventionelle Trainingsmethodik setzt und daher ein Experte für einen Neuanfang sein könnte, wurde bislang kaum eingebunden. Nachhaltige Umbauarbeit wird, so scheint es, auf die lange Bank geschoben, mit punktueller Indiskretion jedoch an den Stühlen bestimmter Personen gesägt. Wenn Ludwig und Kummer etwas vorzuwerfen ist - nach Lage der Ermittlungsergebnisse von Madrid haben sie in den vergangen Jahren ihre Aufgabe, auf die Einhaltung des Ethik-Codes zu achten, nur unzureichend erfüllt -, dann darf man vom Sponsor auch erwarten, dass er Fakten auf den Tisch legt. Das tut er bislang noch nicht. Und neben Ludwig und Kummer hätten auch andere Mitglieder des Rennstalls von Ullrichs und Sevillas Dopingpraxis etwas ahnen müssen. Es bleibt unklar, weshalb ausgerechnet die Namen der beiden ins Spiel gebracht werden. Der lapidare Hinweis auf »Kritik an der Taktik« in einzelnen Rennen ist als Begründung für eine Entmachtung nicht stichhaltig genug. Der Gedanke an eine gezielte Kampagne drängt sich auf, wenn man die Differenzen in der Kommunikation in den letzten Wochen in Rechnung stellt. Ludwig wurde vom Sponsor »zu große Nähe zu UIlrich« vorgeworfen. Frommert hatte öffentlich Druck auf Ullrich ausgeübt, als er sagte, dass der Sportler die Frist, sich persönlich zu den Vorwürfen zu erklären, hatte verstreichen lassen. Ludwig dementierte später die Aussage und sagte, eine Erklärung von Ullrich sei rechtzeitig eingegangen. Über den Inhalt der Erklärung schwieg Ludwig allerdings. Die Art und Weise, mit der T-Mobile derzeit Krisenmanagement betreibt, ist mehr als fragwürdig. So bleibt unklar, warum Frommert im Namen von T-Mobile offensichtlich immer wieder auf Distanz zu Ludwig geht. Die Hintergründe und möglichen Hintermänner dieser Strategie sind bislang für den Betrachter jedenfalls noch nicht erkennbar. Fakt ist, dass es auch im Fahrerlager mittlerweile gärt. Routinier Steffen Wesemann wurde entgegen seiner bisherigen Saisonplanung doch nicht in die Mannschaft für die HEW Cyclassics am 30. Juli und die danach folgende Deutschlandtour aufgenommen. Etwa eine Strafaktion? T-Mobile muss aufpassen, dass m...

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