Jähes Ende
Simon Poelchau über die Delle in der deutschen Konjunktur
Dass gekaufter Sex und Drogengeschäfte jetzt in die offizielle Wirtschaftsleistung eingehen, hat auch nichts genützt. Das Bruttoinlandsprodukt ging im zweiten Quartal dieses Jahres um 0,2 Prozent zurück. Damit hat das Märchen von Deutschland als wirtschaftspolitischem Musterschüler der Eurozone ein jähes Ende gefunden. Denn im Durchschnitt stagnierte die Wirtschaft in der Währungsunion zumindest.
Wie groß der Anteil der geopolitischen Spannungen daran ist, darüber kann man streiten. Eines darf man aber nicht machen: wie Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) davon ausgehen, dass der Abschwung nur vorübergehend sei und man nur wirtschaftspolitisch Kurs halten müsse. Denn jeder Konjunkturforscher weiß, dass auf einen Aufschwung in der Regel fast zwangsläufig eine Abschwungphase folgt. Zudem hat Deutschland auch in Zeiten der Hochkonjunktur Baustellen, die nicht angegangen werden. Der öffentliche Investitionsstau wird immer größer, das Lohnniveau hinkt der Produktivität hinterher und die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich zusehends.
Diese Probleme anzugehen, würde letztlich auch die Konjunktur stützen. Schließlich würden mehr öffentliche Investitionen, höhere Löhne und eine Umverteilung von Oben nach Unten die Binnennachfrage ankurbeln und so auch die Wirtschaft stärken. Doch leider sind solche Thesen nicht so populär wie das neoliberale Märchen vom immerwährenden Aufschwung, von dem angeblich alle Menschen profitieren.
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