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Panama und der Kanal

Kalenderblatt

  • Ralf Höller
  • Lesedauer: 2 Min.

Der vermutlich erste Mensch, der, auf einem Gipfel der panamaischen Landenge stehend, beide Ozeane, den Pazifik und den Atlantik, gleichzeitig sah, war Vasco Nuñez de Balboa. Vor gut 500 Jahren erblickte der spanische Kapitän den neuen, den Stillen Ozean. Da die einheimischen Indianer für einen Eroberer aus Europa nicht als vollwertige Menschen zählten, sah er sich als Pionier.

Überquert hatte Balboa den Isthmus auch. Er ließ aber, wie Stefan Zweig in seinen »Sternstunden der Menschheit« schreibt, »das Holz, die Bretter, das Tauwerk, die Segel, die Anker, die Winden für vier Brigantinen von Tausenden Eingeborenen über die Berge schleppen«. Ein aufwendiges Unterfangen, für das es keine Alternative gab. Es sei denn, Balboa hätte Südamerika um Feuerland herum umschifft. Oder einen Kanal gegraben. Letzteres regte schließlich sein Kaiser Karl V. an. Der Ingenieur Alvarado de Saavedra Colón zeichnete schon entsprechende Pläne; doch dann geriet die Idee wieder in Vergessenheit.

Erst nach dem erfolgreichen Bau des Suezkanals als - zwischen Rotem Meer und Mittelmeer - Verbindung zwischen Indischem und Atlantischem Ozean wurde die Idee wieder ausgegraben. Über 163 Kilometer erstreckt sich der nordafrikanische Kanal; der mittelamerikanische Wasserweg sollte nur halb so lang werden. Zunächst planten die Franzosen, denen Kolumbien eine Konzession verkauft hatte, eine solche Kanalverbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Deren Projekt scheiterte. Kolumbien wandte sich nun an die Vereinigten Staaten. Dort sagten Regierung und Geschäftsleute begeistert zu. Doch plötzlich fürchtete der Kongress in Bogotá eine übermäßige US-Einmischung und blies die Sache wieder ab. Washington wollte jedoch nicht so leicht aufgeben. Mit massiver finanzieller Unterstützung wurde eine Abspaltung der Provinz Panama von Kolumbien betrieben. Dem Bau des Kanals stand nun nichts mehr entgegen. Später zahlten die USA eine Entschädigung an Kolumbien, und Bogotá erkannte die Unabhängigkeit Panamas an.

Vor hundert Jahren, am 15. August 1914, fuhr nach 33 Jahren Bauzeit erstmals ein Schiff durch den Panamakanal. Selbstverständlich war die Jungfernfahrt einem US-amerikanischen Fahrzeug vorbehalten, dem Dampfer »Alliance«.

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