Spiel das Leben!
Die Web-Doku »Fort McMoney« gilt als innovativste ihrer Art. Zu Recht?
Im Nordosten Kanadas wird aus klumpigem Ölsand Rohöl gewonnen. Die Stadt Fort McMurray erlebt dadurch einen ökonomischen Aufschwung, während zugleich unberührte Landstriche mit giftigem Abwasser verseucht werden. Mit »Fort McMoney«, einer Kombination von Dokumentarfilm und Computerspiel, gewinnt der Nutzer einen Einblick in das von Widersprüchen bestimmte Leben der Stadt. Die Zuschauer können mit realen Bewohnern interagieren und den Lauf der Geschehnisse wie in einem Planspiel beeinflussen. Ist dies die Zukunft des Online-Journalismus?
Meine Reise in der innovativsten Web-Dokumentation aller Zeiten endet meist vor einem Haufen Schnee. Spätestens als mein Alter Ego zum fünften Mal in demselben abgelegenen Stück Eiswüste landet, komme ich um die Feststellung nicht mehr herum: Auch ein Dutzend Auszeichnungen bewahren »Fort McMoney« nicht davor, hier und da ziemlich langatmig zu sein. Wie unterhaltsam wäre es, könnte ich auf dem »Highway des Todes« wenigstens einmal aufs Gaspedal treten. Hatte der Macher im Interview nicht etwas von Städtebau à la SimCity erzählt? Doch nicht einmal einen Baum kann ich pflanzen. Und nicht einmal der fiese Öl-Lobbyist lässt sich mittels Headshot zur Strecke bringen.
Der Grund hierfür entschuldigt die Langatmigkeit. Für ein Computerspiel haben die Entwickler »Fort McMoney« ein recht starres Korsett verpasst: die Realität. Das Doku-Spiel um Leben und Leiden in der kanadischen Stadt Fort McMurray geht dieser Tage mit seinem dritten T...
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