Schockwellen aus Nahost

Tabuisierung des Antisemitismus, Ideologisierung des Philosemitismus: zu einer innerlinken Debatte

  • Gregor Kritidis
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Der Versuch, die bestehende Gesellschaftsstruktur zu legitimieren und gleichzeitig den Antisemitismus zu ächten, gleicht dem Versuch, der Hydra die Köpfe abzuschlagen, ohne ihren Körper zu spalten.

Die Vehemenz, mit der in Deutschland Debatten zum Nahost-Konflikt geführt werden, ist selten der Qualität der Argumente zuträglich. Von vornherein werden den jeweiligen Gegnern niedere Beweggründe, Wahrnehmungsstörungen oder ideologische Verbohrtheit unterstellt, kritische Urteilsfähigkeit spielt bei der Bewertung von Informationen nur eine untergeordnete Rolle und soziologische Fragestellungen werden fast gar nicht erörtert.

Daher kann es nützlich sein, sich selbst die eigene Bedeutung im Weltgeschehen zu vergegenwärtigen: Die politische Auseinandersetzung um den Krieg im Gaza-Streifen, die in Blogs, auf Mailinglisten, in Kommentarspalten und auf der Straße geführt wird, kann und wird weder einen maßgeblichen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus noch zur Befriedung des Konflikts in Nahost leisten.

Wenn durch eine Kontroverse positiv etwas verändert werden kann, dann vor allem die politische Kultur, die die anderen ...


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