Volles Rohr Achtziger
Wer sein Bad renoviert, aber nicht zuvor einen Abschluss in Gaswasserscheißeistik gemacht hat, hat schon verloren. Das beginnt im Baumarkt: »Tschuldigung, ich hab da so’n Waschbecken, das will ich versetzen, damit die Waschmaschine daneben passt, aber mir erscheint die Wand nicht stabil genug.«
Schon legt der Baumarktmitarbeiter los: »Kein Problem. Erst legen Sie die Knuten frei und schiefen eine Flakutaur über die Knutenoberfläche, damit werden die Knorze in den Knuten elaktiert und schleppern nicht mehr. Dann verstärken Sie die Querdrabeln, aber nicht mit 45ern, sondern mit 71ern, und vertenken die Rohrenden um 360 Grad, damit die Löse nicht in die Nasch klappt. Erst dann schobern Sie das Becken in die Nasch und verklompen die Batzen linksgestrullt. Kinderleicht.«
Erste Hysterie in meinen Augen, dann folgt Obi-Wahns finale Weisheit: »Sie können natürlich mit einem Hartschlappentrimmer die Knuten komplett rausstemmen und verkleimen 13er-Flokantiplatten hochwärts hinterrücks und ziehen den ganzen Draufputz aus dem Klober. Dann die Rohre neu verpranzen, mit einem Presskantenschleimer ineinanderschübeln und fertig. Ich würde aber querdrabeln, hält länger.«
Und schon fliehe ich und beauftrage lieber einen Klempner. Der spricht kein Fachchinesisch, dafür sagt er so Dinge wie: »Keen Problem. Ick setz da ratzfatz noch Verlängerung rin und aus die Maus.« - »Wie bitte?« - »Ja hier so, dit Rohr und dit Jewinde, da fehlt bis zum Druckspüler noch wat, sonst ist der ja holterdiepolter im Rigips und schnappdiwapp is Schluss mit lustig, aber ick setz da easy-peasy noch wat zwischen, dann is rubbeldiekatz allet roger in Kambodscha.« Mein Klempner spricht, als sei er als Kind in ein Fass mit Idiomen aus den 80er Jahren gefallen.
Mir fällt es zunehmend schwer, ihm zu folgen: »Aber kiekense mal hier: Wenn ick dit Rohr von die Dusche hier so zackdiwapp rüberlege, denn müsst’ ick an die Fallrohr laber rhabarba uff ’ne Muffe puffen, und dit is so hop oder top und passt dit nich und denn ist ruckizucki Schicht im Schacht. Ende Jelände, Klappe zu, und der Affe rappelt im Karton.« - »Aha«, sage ich. »Und das heißt?« - »Na, nur mal locker vom Hocker. Besen, Besen, seid’s gewesen! Schuldijung, dis ick so dit uffs Trapez bring, aber keene Panik uff die Titanic. Denn wenn ick die Schüssel rüssel, könnten Sie so hallöchen popöchen druff und dran hupsipups, und ick kann dann so larifari auf die Schnelle ’ne Eckknautschschelle dazwischen uff die Lappen pappen, denn is allet schick im Schritt, alter Falter. Schnell noch die Schnarre karren und schni-schna-schnappi ist allet klar uff die Andrea Doria. Over in Dover, Ende aus, Nikolaus. Hopp hopp hopp, rin inn’ Kopp! Friede, Freude, Mutterkuchen, allet schicki. Oder wie sehn Sie ditte?«
»Ja«, seufze ich. »Machen Sie mal.« Dann gehe ich noch mal in den Baumarkt, Outdoorabteilung.
Sollten Sie demnächst jemandem mit Campingdusche und Klappspaten verschämt im Volkspark Friedrichshain beobachten, dann wissen Sie, dass die Kommunikation mit meinem Klempner endgültig gescheitert ist.
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