Projektion und Prognose
Wer bei der Landtagswahl in Sachsen Sieger wird, steht praktisch fest. Über den Ausgang der Wahl lässt sich dennoch nicht viel sagen
Und, wie ist die politische Stimmung in Sachsen? Genaues weiß man nicht, sagt das Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen gut eine Woche vor der Landtagswahl. Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass die CDU von Ministerpräsident Stanislaw Tillich am Wahlabend die meisten Stimmen auf sich vereint haben wird. Und auch nicht daran, dass die Linkspartei auf dem zweiten Platz landet. Darüber hinaus aber möchten sich die Mannheimer Demoskopen nicht festlegen.
Die am Donnerstag veröffentlichten Umfrage gebe »Projektionswerte« wieder, die »lediglich das Stimmungsbild für die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt« markierten. Eine Prognose zum Ergebnis am 31. August sei nicht möglich - statistischen Fehlerbereiche erlaubten zum Beispiel keine klare Aussage zu einem möglichen Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde oder einem Scheitern der NPD. Auch wissen laut Forschungsgruppe Wahlen zurzeit 43 Prozent der Befragten noch gar nicht sicher, ob und wen sie wählen wollen. Hinzu kommen die Schulferien, die bis Ende kommender Woche andauern und eine Befragung zu den Parteienpräferenzen zusätzlich erschweren.
All das hat Folgen für den Blick in die Glaskugel, denn davon, ob NPD und AfD wirklich in den Landtag einziehen, hängen wiederum Mandatszahlen und Mehrheitschancen für andere Konstellationen ab. Das Ergebnis der Umfrage möchte man so kurz vor den Wahlen aber natürlich dennoch wissen: Die CDU steht bei 39 Prozent, die Linkspartei auf 20 Prozent, die SPD auf 15 Prozent, die Grünen bei sechs Prozent. Für die neonazistische NPD haben die Mannheimer Demoskopen fünf Prozent ermittelt, für die so genannte Alternative für Deutschland sieben Prozent. Die anderen Parteien kämen zusammen auf acht Prozent, darunter die derzeit noch mitregierende FDP mit drei Prozent. Soviel, sowenig überraschend – praktisch alle Werte liegen im Bereich von Umfragen aus den vergangenen Wochen. Lediglich die Zahl für die NPD sticht heraus: Zuletzt waren die Neonazis mit fünf Prozent vor fast genau drei Jahren bewertet worden.
Interessant ist, dass Amtsinhaber Tillich nicht nur von den Anhängern der CDU als Ministerpräsident bevorzugt wird, sondern auch von den Anhängern aller anderen Parteien inklusive der Linken. Deren Spitzenkandidat Rico Gebhardt kommt bei der Frage, wen man lieber als Ministerpräsident hätte, auch 14 Prozent. Das dürfte auch daran liegen, dass eine rot-rot-grüne Mehrheit, die Gebhardt zum Regierungschef machen könnte, rechnerisch ziemlich weit entfernt liegt. Die drei Parteien kommen derzeit zusammen nur auf um die 40 Prozent.
Immerhin: 30 Prozent der Befragten fänden diese Konstellation »gut« – allerdings halten auch knapp mehr als die Hälfte der befragten ein rot-rot-grünes Bündnis in Sachsen für »schlecht«. Am besten kommt eine mögliche Große Koalition weg (52 Prozent fänden die gut), gefolgt von Rot-Rot-Grün, Schwarz-Gelb (28 Prozent) und Schwarz-Grün (27 Prozent). Eine Zusammenarbeit mit der so genannten Alternative für Deutschland, die CDU-Spitzenmann Tillich nicht ausschließen will, halten lediglich 16 Prozent für wünschenswert. tos
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.