Weiter nach Osten

Der am 23. August 1939 in Moskau unterzeichnete Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion war lange Zeit ein blinder Fleck in der DDR-Geschichtsschreibung. In den ersten Jahren würdigte ihm die offizielle Historiographie des ostdeutschen Staates keinerlei Aufmerksamkeit, später wurde das geschichtlich schwerwiegende, in der damaligen kommunistischen und antifaschistischen Bewegung Irritationen auslösende Ereignis mit beschwichtigenden Phrasen gerechtfertigt: Der Vertragsabschluss sei unausweichlich geworden, da die Westmächte sowjetische Vorschläge zur Bildung einer Anti-Hitlerkoalition ablehnten und die Sowjetunion es schließlich nicht als Aufgabe habe betrachten können, für jene »die Kastanien aus dem Feuer zu holen«.

Möglicherweise spricht wirklich einiges für eine solche Betrachtung. Doch warum durften DDR-Bürger den Vertrag nicht selbst im Original lesen? Der sogenannte Hitler-Stalin-Pakt fand sich nic...