Kanzlerin fliegt nach Kiew
Merkel will Gespräche über eine mögliche Waffenruhe und deutsche Beiträge zum Wiederaufbau führen
Berlin. Mit einer Reise nach Kiew will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Samstag ein Zeichen der Unterstützung für die Ukraine setzen. Die Bundesregierung erwägt auch weitere Hilfen. Es werde geprüft, ob und in welchem Maße Deutschland Beiträge zum Wiederaufbau leisten könne, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Merkel reist erstmals seit Beginn der Krise Ende 2013 in die Ukraine. Bei ihrem Besuch will sie mit Präsident Petro Poroschenko über Wege zu einem Waffenstillstand im Osten des Landes sprechen. Angesichts der dortigen Gefechte wächst laut einer Umfrage bei den Deutschen die Besorgnis über Russland.
In Kiew will Merkel auch mit Bürgermeistern ukrainischer Städte zu einem Gedankenaustausch zusammenkommen, wie Seibert bestätigte. An dem Treffen teilnehmen sollen demnach die Stadtoberhäupter von Kiew, Donezk und Lwiw (Lemberg) sowie auch ein Vertreter der Krim-Tataren. Die Schwarzmeerhalbinsel Krim war im Frühjahr von Russland angegliedert worden.
Die Bundesregierung verwies zur Unterstützung der Ukraine auch auf Programme des Internationalen Währungsfonds (IWF), an denen Deutschland beteiligt sei. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bekräftigte in diesem Zusammenhang die Erwartung, dass die ukrainische Regierung zugesagte politische Reformen in die Tat umsetzt. Außenminister Pawel Klimkin hatte zuvor Wirtschaftshilfen für sein Land gefordert. In Anspielung auf US-Programme zum Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg (Marshall-Plan) sprach er sich im ZDF für einen »Merkel-Plan« und Hilfen der EU aus.
Knapp zwei Drittel der Deutschen befürchten laut einer Umfrage, dass es zwischen Russland und der Ukraine zu einem Krieg kommt. Das nehmen 60 Prozent der Befragten an, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-»Politbarometer« ergab. 64 Prozent glauben außerdem, dass Russland versuchen werde, nach der Krim noch weitere ukrainische Gebiete anzugliedern. Auch die Besorgnis über die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin wächst: Während im März 53 Prozent der Befragten angaben, sich darum sehr große oder große Sorgen zu machen, sind es im August bereits 69 Prozent.
Für die repräsentative Erhebung befragte die Forschungsgruppe Wahlen vom 19. bis 21. August 1264 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. dpa/nd
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