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Israel und Hamas verlieren sich weiter in der Gewaltspirale

Nach der Tötung dreier Kommandeure droht Hamas mit Vergeltungsaktionen/Israel kündigte weitere Angriffe an

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Drohgebärden werden deutlicher: Die Hamas kündigt neue Angriffe auf Israel an. Die israelische Armee bombardiert weiterhin Ziele im Gazastreifen. Hoffnung könnte eine EU-Initiative bringen.

Gaza/Tel Aviv. Nach der Tötung dreier Hamas-Kommandeure durch die israelische Armee drohen Israel und die Palästinenser einander mit neuer Gewalt. Hamas-Chef Ismail Hanija kündigte an, Israel werde für »seine Verbrechen einen hohen Preis zahlen«. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, seien nun stärker, als der Feind es sich vorstelle, sagte Hanija in der Nacht zum Freitag.

Militante Palästinenser töteten elf Männer, die mit Israel zusammengearbeitet haben sollen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan am Freitag berichtete. Bereits am Vortag hatte die radikal-islamische Hamas drei mutmaßliche Kollaborateure im Gazastreifen getötet.

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte am Freitag, Israel werde den Gazastreifen »entsprechend der Notwendigkeit« weiter angreifen. Die drei Militärchefs Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum waren am Donnerstagmorgen bei einem Angriff in Rafah getötet worden. Seitdem seien mehr als 130 Raketen auf Israel abgefeuert worden, sagte eine Militärsprecherin am Freitagvormittag. Israel habe in derselben Zeit rund 50 Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen geflogen, zehn davon in der Nacht zum Freitag.

Dabei seien am Freitagmorgen vier Menschen getötet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Maan. Unter den Toten sei auch ein 14-jähriger Junge. Am Donnerstag seien bei israelischen Luftangriffen 34 Menschen gestorben, sagte Aschraf al-Kidra, Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Gaza.

Als »Warnsignal« an die radikal-islamische Hamas hatte Israel am Donnerstag 10 000 Reservisten eingezogen. Medienberichten zufolge ist die israelische Armee in erhöhter Alarmbereitschaft. Man befürchte Vergeltungsmaßnahmen der Hamas für die Angriffe auf ihre Kommandeure. Arye Shalicar, Sprecher der israelischen Armee, sagte, Israel sei »immer auf den Extremfall vorbereitet«. Eine erhöhe Spannung wollte er jedoch nicht bestätigen.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien setzen sich für eine UN-Beobachtermission im Gazastreifen ein. Der Entwurf einer entsprechenden Resolution liege dem UN-Sicherheitsrat vor, sagte ein UN-Diplomat am Donnerstag. Die Resolution soll eine Öffnung der Grenzen zum Gazastreifen beinhalten, aber auch Sicherheitsgarantien für Israel enthalten. Die EU will sich demnach stärker in Gaza engagieren. Eine militärische Mission ist allerdings nicht vorgesehen; Blauhelm-Soldaten würden nicht stationiert.

Auch die USA sollen sich nach Medienberichten der Initiative angeschlossen haben. Versuche, eine dauerhafte Waffenruhe durch ägyptische Vermittlung zu erreichen, waren bislang gescheitert.

Beobachtern zufolge wäre Israel durchaus aufgeschlossen gegenüber der Resolution. Parallel gibt es einen Entwurf von Jordanien, der eine starke palästinensische Handschrift trägt. Unklar ist noch, ob beide Resolutionen bestehenbleiben und wann über sie abgestimmt werden könnte.

Die israelische Armee greift vermehrt Anführer der radikal-islamischen Hamas an. Neben den drei Militärchefs wurde am Donnerstagabend auch ein ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad von einer Rakete getroffen. Der Mann sei in einem Gebäude getroffen worden, aus dem zuvor Raketen auf Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär mit.

Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli stieg nach palästinensischen Angaben auf mehr als 2080. Über 10 000 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und 3 Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt. dpa/nd

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