Tödliche Kontinuitäten
Albert Scharenberg über den Tod eines jungen Afroamerikaners in der Kleinstadt Ferguson, die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA und den Mythos einer »post-rassistischen« Gesellschaft
Seit der Erschießung des unbewaffneten 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown in Ferguson durch einen weißen Polizisten reißen die Proteste nicht ab, demonstrieren in den USA jeden Tag Tausende gegen Polizeigewalt. Gleichzeitig offenbart die öffentliche Debatte über den Fall, dass die Frage, ob Rassismus heute noch eine Rolle in der amerikanischen Gesellschaft spielt, von Weißen und Schwarzen grundverschieden beantwortet wird. Wie kann das sein in einem Land, das erst vor wenigen Jahren freudetrunken den Wahlsieg seines ersten schwarzen Präsidenten feierte?
Auf den ersten Blick fällt die Antwort leicht: Dank der Bürgerrechtsbewegung wurde die gesetzliche Rassentrennung vor einem halben Jahrhundert im ganzen Land abgeschafft; seitdem ist eine schwarze Mittelschicht entstanden; und Afroamerikaner sind heute gesellschaftlich nicht mehr »unsichtbar«, wie der Schriftsteller Ralph Ellison einst schrieb, sondern – im Sport, in der...
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