Erneut russischer Hilfskonvoi für Ostukraine geplant

Trotz heftiger Kritik an den ersten Hilfslieferungen will Russland erneut LKWs in die umkämpften Gebiete schicken

  • Lesedauer: 3 Min.
Der umstrittene Hilfskonvoi für die Ostukraine ist gerade zurück in Russland, da plant Moskau einen neuen. Und setzt Kiew vor dem Krisengipfel in Minsk zusätzlich unter Druck. Gibt es wieder Streit um die Abwicklung einer Hilfsaktion?

Moskau. Trotz scharfer internationaler Kritik an einem ersten Hilfskonvoi für die Ostukraine will Russland eine zweite Wagenkolonne ins umkämpfte Krisengebiet schicken. Die Lastwagen sollen noch diese Woche auf derselben Route wie beim ersten Mal fahren, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Montag in Moskau. Die Ukraine sei informiert worden. Die prowestliche Führung in Kiew äußerte sich zunächst nicht. Sie hatte die eigenmächtige Fahrt von mehr als 200 Lastwagen über die Grenze vergangene Woche als »Invasion« verurteilt.

Lawrow rief die Ukraine und das Internationale Rote Kreuz auf, bei der nächsten Hilfsaktion mitzuarbeiten. Mit Problemen wie beim ersten Hilfskonvoi rechne Moskau nicht. »Die Tatsache, dass die erste Ladung letztendlich ohne Zwischenfälle (in Lugansk) ankam, gibt Anlass zu der Annahme, dass es mit der zweiten Lieferung viel glatter laufen wird«, erklärte er. Die Aufständischen rechnen damit, dass der neue Konvoi die umkämpfte Großstadt Donezk ansteuern wird. »Wir sind zu Begleitschutz bereit«, sagte der Separatistenführer Andrej Purgin.

Die humanitäre Lage im Krisengebiet dürfte auch die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Petro Poroschenko, bei ihrem Gipfeltreffen an diesem Dienstag in Minsk beschäftigen. Russland sei offen, in jedem beliebigen Format zu einer Lösung der Ukraine-Krise beizutragen, betonte Lawrow. Auch Treffen mit Frankreich und Deutschland, der EU und den USA seien möglich, sagte er. Russland sei überdies bereit zu einer Harmonisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Ukraine und der Eurasischen Zollunion bestehend aus Russland, Weißrussland und Kasachstan.

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) forderte weitere Bemühungen für eine diplomatische Lösung. »Dialog auf allen Ebenen ist der einzige Weg nach vorn«, sagte der Vorsitzende Didier Burkhalter bei einem Besuch in Berlin.

Zur umstrittenen Zurschaustellung von gefangenen Regierungssoldaten in Donezk sagte Lawrow, er habe »nichts Spöttisches daran« gesehen. Um die Vorwürfe müssten sich »Juristen kümmern«. Die Aufständischen hatten die Gefangenen am Sonntag öffentlich durch die Stadt getrieben, wobei sie mit Eiern und Flaschen beworfen und als »Faschisten« beschimpft wurden. Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, drohte den Separatisten mit Vergeltung. »Eine solche Barbarei und Grobheit ist nicht zu verzeihen«, sagte der Ex-Boxchampion.

Die ukrainische Regierung hatte den Unabhängigkeitstag mit einer Militärparade in Kiew gefeiert. Russlands Parlamentspräsident Sergej Naryschkin kritisierte, die Waffenschau zeige, dass die Ukraine kein Interesse an einem Dialog mit den Separatisten habe.

Armee und Aufständische in der Ostukraine lieferten sich am Montag weiterhin heftige Gefechte. Die Separatisten hätten schwere Verluste erlitten, teilte ein Militärsprecher mit. Die militanten Gruppen wiederum sprachen von angeblich Tausenden eingekesselten Regierungssoldaten. dpa/nd

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