Jubel auf Gazas Straßen
Israel und Palästinenser einigen sich auf unbefristete Waffenruhe
Gaza. Nach siebenwöchigen Gefechten zwischen Israels Armee und radikalen Palästinensern im Gazastreifen ist am Dienstagabend eine unbefristete Waffenruhe in Kraft getreten. Beide Konfliktparteien einigten sich unter Vermittlung Ägyptens auf ein Abkommen, das unter anderem eine teilweise Aufhebung der Blockade des Küstengebiets vorsieht. UN-Generalsekretär Ban Ki Koon äußerte die Hoffnung, dass damit der Weg zu einer politischen Konfliktlösung offenstehe.
Das ägyptische Außenministerium und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprachen von einer »umfassenden« Waffenruhe, in israelischen Regierungskreisen wurde der »unbefristete« Charakter der Kampfpause betont. Aus Ägypten hieß es, die Grenzübergänge von Israel zum Gazastreifen sollten umgehend geöffnet werden, um humanitäre Hilfe durchzulassen.
Auch medizinisches Personal und Baumaterial sollten in das Küstengebiet gebracht werden, hieß es weiter. Zudem werde den Palästinensern der Fischfang in einem Gebiet von bis zu sechs Seemeilen vor der Küste erlaubt und in Ägypten binnen einem Monat über das weitere Vorgehen verhandelt.
Ban warnte alle Konfliktparteien, dass »der geringste Verstoß gegen die Waffenruhe völlig unverantwortlich« wäre. Israelis und Palästinenser hätten nun die »Pflicht«, eine dauerhafte Lösung ihres Konflikts zu erzielen. Auch US-Außenminister John Kerry forderte eine dauerhafte Waffenruhe.
In Gaza feierten tausende Menschen die Einigung auf den Straßen, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Freudenschüsse wurden abgegeben, von den Minaretten der Moscheen schallten Lobgesänge.
Ranghohe Vertreter der im Gazastreifen herrschenden Hamas sowie der Gruppierung Islamischer Dschihad traten am Abend erstmals seit Konfliktbeginn gemeinsam auf. Sie hielten vor tausenden Anhängern Siegesreden, in denen der Bau eines eigenen Hafens und eines Flughafens für den schmalen Küstenstreifen angekündigt wurden. Auch von einer militärischen Aufrüstung des Gazastreifens war die Rede.
In Ramallah im Westjordanland wurde für Dienstagabend ein Treffen der Spitzengremien von Palästinensischer Befreiungsorganisation (PLO) und der Fatah-Partei von Abbas anberaumt. Die Palästinenser streben nach PLO-Angaben ein vom UN-Sicherheitsrat durchzusetzendes und fest terminiertes Ende der israelischen Besatzung an.
Die blutige Konfrontation um den Gazastreifen hatte am 8. Juli mit einer israelischen Militäroffensive begonnen, die den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Palästinensergebiet beenden sollte. Mehr als 2100 Palästinenser wurden seither getötet, darunter nach Angaben der Vereinten Nationen fast 500 Kinder.
Auf israelischer Seite wurden in den vergangenen Wochen 64 Soldaten, drei israelische Zivilisten und ein thailändischer Landarbeiter getötet. Am Dienstag gab es nach jüngsten Angaben von Polizei und Rettungskräften zwei weitere Todesopfer beim Beschuss eines Kibbuz aus dem Gazastreifen.
Mit Luftangriffen auf Hochhäuser in Gaza hatte Israel am Dienstag den Druck auf die bewaffneten Palästinensergruppen im Gazastreifen noch einmal verstärkt. Bei Tagesanbruch schossen F-16-Kampfjets mindestens sechs Luft-Boden-Raketen auf ein Hochhaus im Nasser-Viertel im Norden der Stadt. Das 16-stöckige Gebäude wurde komplett zerstört.
Zeugen berichteten, die israelische Armee habe die Bewohner im Vorfeld gewarnt, so dass sie ins Freie geflüchtet seien. Nach Angaben der Rettungsdienste wurden mindestens 25 Menschen verletzt. Im Westen von Gaza wurde kurz darauf das 14-stöckige Al-Bascha-Hochhaus bei einem Angriff zerstört, 15 Menschen wurden dabei verletzt.
Nach Tagesanbruch wurden zudem erneut israelische Ziele mit Raketen aus dem Gazastreifen beschossen. 61 Projektile schlugen in Israel ein, zumeist in offenem Gelände. afp/nd
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