Bogomil und Maria
Schmerzhafter christlicher Spagat in Bosnien-Herzegowina
So verdichtet habe ich das noch nie gesehen«. Claudia Montini, Ethnographin aus dem italienischen Genua, spezialisiert auf balkanische Religionsgeschichte, gerät ganz aus dem Häuschen. Die beiden Studenten, die ihr auf dieser Studienreise durch den Südosten von Bosnien-Herzegowina assistieren, sind sichtlich angesteckt und fotografieren, vermessen, notieren, vergleichen eifrigst. Wir betrachten etliche hochstehende oder liegende kleiderschrankgroße Marmorquader mit mehr oder weniger verwitterten Reliefs: stilisierte Pflanzen und Waffen, schattenrissartige Lebewesen, Reiter und Fußsoldaten, archaische Schriftzeichen. Es sind fast 1000 Jahre alte Grabmale aus der Zeit der Bogomilen. Diese folgten einer sozial-christlichen Glaubensrichtung, die von Rom wie von Konstantinopel verketzert, mit Schwert und Scheiterhaufen verfolgt wurde. Verbreitet war sie im Hochmittelalter in weiten Teilen Südosteuropas. In den bosnischen Bergen, teilweis...
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