Schlaf der Dämonen
Die Linksfraktion im Bundestag lud zur szenischen Lesung über 100 Jahre Kriegskredite
Stellen wir uns vor: eine szenische Lesung in hundert Jahren, mit veralteter Parlaments- und Zeitungsprosa. Rückblick auf 2014. Protokolle dessen, was uns derzeit klammernd umfängt, Texte also vom fatalen Hineindriften in Krieg und Kriegsgefahren. Könnte es nicht sein, dass die Kommenden - unter böse beständigen und beständig bösen Umständen - ebenso konsterniert auf uns zurückschauen, wie wir zurückblicken auf das, was vor hundert Jahren den Ersten Weltkrieg in Gang setzte?
Müssen wir uns nicht ängstigen, wie gering der Anteil des Vergangenen an der Vergangenheit ist? Bedrückt uns nicht die Tatsache, wie »betäubend mählich« (Thomas Mann) sich aus Kettenreaktionen politischen und diplomatischen Versagens immer wieder eine Drastik des Völkerschlachtens ergibt? Das wahre Elend der Gegenwart: denen nach uns womöglich kein anderes Erbe zu übertragen als das, an dem wir selber schleppen. Die Langsamkeit ist der Bewegungsmelder der ...
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