War Landis beim Toursieg gedopt?

A-Probe des US-Amerikaners nach gewonnener Bergetappe mit zu hohem Testosteronwert

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Vier Tage nach seinem Triumph bei der Tour de France ist der US-Amerikaner Floyd Landis des Dopings überführt worden. Dies gab sein Schweizer Phonak-Rennstall am Donnerstag offiziell bekannt. Der 30-Jährige soll nach seinem fulminanten Alleingang auf der 17. Etappe nach Morzine positiv auf Testosteron getestet worden sein. Landis wird nach Auskunft seines Teams die Öffnung der B-Probe in den nächsten Tagen beantragen. »Der Weltverband UCI hat uns am Mittwoch darüber informiert, dass der Testosteron-Epitestosteron-Wert in dem Test von Floyd Landis nach der 17. Etappe ungewöhnlich war«, heißt es in dem Phonak-Statement. »Das Team und der betroffene Fahrer sind total überrascht von diesem Ergebnis«, heißt es in dem Statement weiter: »Floyd Landis wird die Öffnung der B-Probe beantragen, um zu beweisen, dass es entweder ein natürlicher Prozess oder ein Fehler war, der dieses Ergebnis verursacht hat.« Sollte die Gegenanalyse das Ergebnis der A-Probe allerdings bestätigen, werde man sich sofort von Landis trennen. Das Phonak-Team war in der Vergangenheit schon öfter von prominenten Dopingfällen betroffen, unter anderem durch Ex-Weltmeister Oscar Camenzind (Schweiz), den Spanier Santiago Perez und Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton (USA). Vor der Tour hatte das Team den ehemaligen T-Mobile-Profi Santiago Botero (Kolumbien) und den spanischen Giro-Zweiten José Enriqué Gutierrez wegen ihrer Kontakte zu Dopingarzt Eufemiano Fuentes suspendiert. Fahrersprecher Jens Voigt sagte in einer ersten Reaktion: »Was soll ich sagen? Ich bin schockiert, entsetzt, enttäuscht, dass sowas immer noch passiert.« Hans-Michael Holczer, Sportlicher Leiter des deutschen Teams Gerolsteiner sagte: »Das ist einfach nur Ekel erregend. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Vielleicht sollten wir den gesamten Profiradsport sechs Wochen stoppen und nach dem nächsten Dopingfall wieder sechs Wochen. Es ist völlig unverständlich, warum solche Leute den Radsport jetzt völlig kaputt machen.« Landis war am Tag vor seinem wundersamen Etappensieg in Morzine auf der 16. Etappe am Schlussanstieg nach La Toussuire regelrecht eingebrochen. Er verlor sein Gelbes Trikot an den Spanier Oscar Pereiro, den späteren Gesamtzweiten, der jetzt wahrscheinlich zum neuen Toursieger erklärt wird. Tags darauf fuhr Landis in unnachahmlicher Weise allen Favoriten davon und holte mehr als fünf Minuten auf seine schärfsten Kontrahenten heraus. Im Siegerinterview nach dem entscheidenden Zeitfahren auf der vorletzten Etappe der Tour, als Landis sich das Gelbe Trikot schließlich zurückholte, sagte der US-Amerikaner: »Meine Leistung am nächsten Tag (17. Etappe, Anm. d. Red.) war kein Wunder. Ich habe einfach zu meinem alten Leistungsvermögen zurückgefunden. Ein paar Stunden und etwas Essen reichen zur Erholung.« Es scheint, als bedurfte es doch mehr als ein paar Tellern Spaghetti und einem gemütlichen Hotelbett. Die Rechnung der Tour-Organisatoren, alle verdächtigen Fahrer des Madrider Dopingskandals noch vor der Tour auszuschließen und somit eine »saubere« Tour zu erleben, ist wohl nicht aufgegangen. Neben vielen anderen Fahrern waren bekanntlich die Favoriten Jan Ullrich und der Italiener Ivan Basso zurückgezogen worden. Nun wäre es das erste Mal in der Tourgeschichte, dass ein Gesamts...

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