100 Mal Gold in Peking 2008?

Die chinesische Hymne vom Band klingt schon ein bisschen ausgeleiert, weil sie permanent abgespielt wird. Die Weltmeisterschaften der Sportschützen in Zagreb liefern einen Vorgeschmack auf das, was die Sportwelt 2008 in Peking erwarten dürfte. »Die Chinesen werden erstmals Nation Nummer eins bei Olympia, für dieses Ziel spielt Geld keine Rolle«, sagt der deutsche Sportdirektor Heiner Gabelmann. Das angeblich von Chinas Staatsführung ausgegebene Ziel von 100 Mal Gold in den gut 300 olympischen Entscheidungen scheint keine unmögliche Vision. Chinas Schützen-Cheftrainer Wang Yifu, selbst fünf Mal bei Sommerspielen dabei und zweimal Pistolen-Olympiasieger, bestätigt die Zahl offiziell nicht, aber seine Worte verheißen nichts Gutes für die schon jetzt chancenlose Konkurrenz: »Die WM ist für uns nur Training für Olympia in Peking. Wir sind hier, um zu lernen.« Wang berichtet, dass es allein im Schießen fast 100 Leistungszentren in den Provinzen und großen Städten gebe. Die Topschützen werden in sechs Schwerpunkten gegliedert, sind alle beim Militär mit Vollverpflegung kaserniert und trainieren unter Profibedingungen jeden Tag zwei Mal. In Deutschland haben nur wenige wie Weltmeisterin Sonja Pfeilschifter solche Bedingungen bei der Bundeswehr. »Die Unterstützung von Partei und Staat ist perfekt«, sagt Wang lächelnd. Für die Schützen selbst ist der Sport die einmalige Chance, aus der grauen Masse von über einer Milliarde Chinesen aufzusteigen. Für einen Sieg in Peking winken wahrscheinlich noch mehr als die 20 000 Euro, die in Athen von der Regierung gezahlt wurden. Wer in China einmal Erfolg hatte, ist lebenslang abgesichert, in Deutschland müssen dagegen Sport, Familie und Beruf unter einen Hut gebracht werden. So kämpfen die Deutschen jetzt bestenfalls um die Plätze drei bis fünf. Gabelmann: »Dabei sind wir die Einzigen in Zentraleuropa, die noch mithalten wollen. Die...