Niederländer verstehen die Niederlage nicht
Zum Auftakt der EM-Qualifikation verliert der WM-Dritte mit neuem Trainer 1:2 in Tschechien
Guus Hiddink kochte vor Wut - und tauchte erst mal ab. »Ich musste mich selbst beschützen«, sagte der neue niederländische Nationalcoach, nachdem er »fuchsteufelswild« für eine halbe Stunde in den Katakomben der Prager Arena verschwunden war. Das 1:2 (0:1) in Tschechien brachte ihn aber derart auf die Palme, dass selbst nach der selbst auferlegten Zwangspause noch lange nicht Schluss war mit den Schimpftiraden.
»Wenn ich jetzt darüber rede, werde ich schon wieder wütend. Auf eine so dumme Art darf man ein Spiel nicht weggeben«, wetterte der 67-Jährige, von Mittelfeldstar Wesley Sneijder vor dem Auftakt der EM-Qualifikation noch als »netter Onkel« bezeichnet, über die Last-Minute-Pleite: »Wenn man schon nicht gewinnen kann, dann muss man auf jeden Fall dafür sorgen, dass man nicht verliert. Das zweite Gegentor war ein Geschenk.« Daryl Janmaat hatte die Tschechen in der ersten Minute der Nachspielzeit mit einer völlig verunglückten Kopfballrückgabe an Torwart Jasper Cillessen quasi zum Sieg eingeladen. Der frühere Bundesliga-Profi Vaclav Pilar staubte ab. Hiddink explodierte.
»Wenn das Gegentor so spät fällt und auf so eine Art, dann ist das sehr, sehr bitter«, sagte Oranje-Kapitän Robin van Persie, der keine Erklärung für den schwachen Auftritt des WM-Dritten fand: »Ich weiß es nicht. Wir waren ziemlich oft im Ballbesitz, aber machen nicht viel daraus. Wenn wir hier 1:1 gespielt hätten, wäre es nicht so schlecht gewesen.« Stefan de Vrij hatte die Niederländer zwischenzeitlich hoffen lassen (55.), nachdem Borek Dockal den Außenseiter in Führung gebracht hatte (22.). »Ich kann mich nicht erinnern, schon zweimal hintereinander mit Oranje verloren zu haben«, sagte Sneijder: »Das war nicht gut, jetzt müssen klare Worte gesprochen werden. Wenn man ein Spiel so abgibt, ist das beschämend.«
In der Momentaufnahme nach dem ersten Spieltag belegt der haushohe Favorit in der Gruppe A den vorletzten Platz - hinter Island (3:0 gegen die Türkei), Lettland und Kasachstan (1:1). Die Euphorie aus Brasilien unter Trainergeneral Louis van Gaal, die Hiddink mit dem jungen Team auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich weiterleben wollte, ist dem grauen Alltag gewichen. Die Elftal quält zudem eine Systemfrage. »Wer solche Fehler macht, hat es sehr schwer. Ob man mit vier oder fünf Verteidigern spielt, macht nichts aus, wenn man so naiv verteidigt«, sagte Hiddink, der während des Spiels von 5-3-2 auf das 4-3-3-System umstellte: »Unser Tor haben wir gut gemacht. Aber davor verloren wir zweimal auf stümperhafte Weise den Ball.« SID/nd
EM-Qualifikation, 1. Spieltag
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