Brandherd Mittelost

US-Präsident Obama will die Bombenangriffe gegen die Terrormiliz IS auf syrisches Gebiet ausweiten

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Berlin. Im Mittleren Osten brennt es, und das seit längerem. In Syrien seit über drei Jahren, in Irak mit Unterbrechungen seit mehr als zwei Jahrzehnten. Als die »Koalition der Willigen« unter USA-Führung 2003 in Irak einmarschierte, wurde mit Sturz und Tötung von Staatschef Saddam Hussein auch das ohnehin labile Machtgefüge zwischen den Ethnien und Religionsgemeinschaften im Lande unter den Stiefeln der Besatzer pulverisiert. Nach dem Abzug der Bush-Truppen 2011 wurde vieles anders, aber kaum etwas besser.

Begünstigt durch den Bürgerkrieg in Syrien und infolge der US-Intervention gewannen radikalisierte sunnitische Milizen in beiden Staaten immer mehr an Boden. Der US-Präsident hat nun in der Nacht zu Donnerstag versprochen, diesen Kampfverbänden, die sich Islamischer Staat nennen, Einhalt zu gebieten. Mit Bombenangriffen, die es seit Wochen bereits in Irak gibt und die nun auf Syrien ausgedehnt werden sollen.

Während die bedrängten Religions- und Volksgruppen sich davon Rettung aus unmittelbarer Gefahr erhoffen, sind weniger US-affine politische Beobachter äußerst skeptisch. Erstens, weil Bomben - zumindest Bomben allein - wohl noch nie die friedliche und nachhaltige Lösung eines Problems ermöglichten; zweitens, weil es gegen den Willen Syriens und auch Russlands geschehen soll und damit neue Erweiterungen des Konflikts drohen; drittens, weil ausgerechnet bisherige Brandstifter wie Saudi-Arabien dabei nun als Feuerwehrleute agieren sollen.

Aus Berlin kommt in diesem Zusammenhang nicht die allerschlechteste Nachricht. Im Rahmen der »Gefahrenabwehr« will das Bundesinnenministerium nach NDR-Informationen schon in den nächsten Tagen die Terrororganisation »Islamischer Staat« auf Bundesgebiet verbieten. roe

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