Nasa will 2017 zur bemannten Raumfahrt zurückkehren
US-Amerinkanische Firmen bekommen Zuschlag für Flüge zur internationalen Raumstation ISS
Washington. Mit Unterstützung der Privatwirtschaft will die Nasa bis zum Jahr 2017 die Ära der Abhängigkeit von Russland in der bemannten Raumfahrt beenden. Drei Jahre nach dem Ende des Shuttle-Programms kündigte die US-Raumfahrtbehörde am Dienstag an, mit den US-Unternehmen Boeing und SpaceX eine neue Generation von bemannten Raumfähren zu entwickeln. Seit 2011 sind US-Astronauten für den Flug zur Internationalen Raumstation ISS auf russische Sojus-Kapseln angewiesen.
Die Nasa schlage nun gemeinsam mit Boeing und SpaceX das wohl »aufregendste und spannendste Kapitel in der Geschichte der bemannten Raumfahrt auf«, sagte Nasa-Chef Charles Bolden bei einer Pressekonferenz in Cape Canaveral. Die Regierung von US-Präsident Barack Obama habe stets klargestellt, »dass die großartigste Nation der Erde nicht von anderen Ländern abhängig sein sollte, um ins All zu gelangen«. Nun werde die US-Abhängigkeit von Russland bis 2017 enden.
Die russische Sojus gilt seit Jahrzehnten als zuverlässiges Arbeitspferd der bemannten Raumfahrt. Das in den 1960er Jahren in Moskau entwickelte und anschließend mehrfach modernisierte Raumschiff ist seit 1967 regelmäßig im Einsatz. Als Träger dient die gleichnamige Sojus-Rakete. Sie ist eine Weiterentwicklung der weltweit ersten Interkontinentalrakete R-7.
Das russische Wort Sojus bedeutet Union. Bei dem Namen des Raumschiffs handelt es sich wohl auch um eine Anspielung auf die Sowjetunion, den Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken).
Experten schätzen die dreisitzige Sojus als eins der sichersten Transportmittel ein - am Anfang standen aber tragische Unfälle. 1967 und 1971 starben insgesamt vier Kosmonauten bei einer Landung.
Am 26. August 1978 war der erste deutsche Raumfahrer Sigmund Jähn von Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe aus mit einer Sojus ins All gestartet. Danach nutzten etwa die Deutschen Ulf Merbold und Thomas Reiter das russische »Taxi« zur Internationalen Raumstation ISS. Auch der seit Ende Mai auf der ISS arbeitende deutsche Astronaut Alexander Gerst flog mit einer Sojus ins All. dpa
Die US-Raumfahrtbehörde hatte ihr Shuttle-Programm im Sommer 2011 nach drei Jahrzehnten vor allem aus Kostengründen eingestellt. Als letzte Raumfähre flog damals die »Atlantis« ins All. Seitdem sind die USA für die Reisen ihrer Astronauten zur ISS auf russische »Sojus«-Kapseln angewiesen - und zahlen rund 70 Millionen Dollar pro Sitz. Die einst stolzen Space Shuttles sind an mehreren Orten in den Vereinigten Staaten als Museumsstücke zu besichtigen.
Als Partner der Nasa setzten sich Boeing und SpaceX durch, sie bekamen den Zuschlag für den Vertrag mit einem Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Dollar (5,25 Milliarden Euro). Boeing erhält mit 4,2 Milliarden Dollar den Löwenanteil, SpaceX bekommt 2,6 Milliarden Dollar. Das Luft- und Raumfahrtunternehmen Sierra Nevada, das ebenfalls in die engere Auswahl gekommen war, ging am Dienstag leer aus.
»Es war keine einfache Wahl, aber es war die beste Wahl für Nasa und die Nation«, sagte Bolden. Die Nasa hat seit 2010 bereits mehr als 1,4 Milliarden Dollar ausgegeben, um die Privatwirtschaft bei der Entwicklung von bemannten Raumfähren zu unterstützen.
Der Luft- und Raumfahrtriese Boeing plant eine eichelförmige Raumkapsel mit dem Namen CST-100, die bis zu sieben Astronauten zur ISS fliegen soll. Die vergleichsweise kleine und junge Firma SpaceX des Unternehmers Elon Musk führt im Auftrag der Nasa bereits seit 2012 mit ihrem Raumtransporter Dragon Versorgungsflüge zur ISS aus. Für die Beförderung von Astronauten entwickelt SpaceX derzeit eine neue Version des Dragon.
Starten sollen die neuen bemannten Raumfähren am Weltraumbahnhof in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida, wo auch von 1981 bis 2011 die Space Shuttles abhoben. AFP/nd
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