Vollbeschäftigung per Dekret
In Ungarn haben unter Premierminister Orbán individuelle Rechte ausgedient - besonders die des Zwangs-Straßenkehrers András Csonka
In Ungarn prahlt der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orbán mit einer sinkenden Arbeitslosenzahl. Doch die Statistik trügt: Dem Rückgang der offiziellen Arbeitslosenzahl entspricht ein Teilnahmerekord bei den umstrittenen neuartigen Beschäftigungsprogrammen, die die Regierung vor drei Jahren einführte. Dabei wird Langzeit- arbeitslosen jede Unterstützung gekürzt, wenn sie sich weigern, gemeinnützige Arbeit, auch fern von ihrem Wohnsitz, zu leisten. Das »ungarische Modell« werde bald in ganz Europa übernommen, prophezeit Orbán.
András Csonka sieht angeschlagen aus. Er kommt trotzdem mehrmals in der Woche hierher in dieses einfach eingerichtete Büro, um »die Situation zu besprechen«. Klar freut er sich, dass endlich Feierabend ist und er sich mit anderen Menschen in Ruhe unterhalten kann. Die Hände erzählen seine Geschichte mit. »Morgens um sechs geht es schon los, jeden Tag, montags bis freitags. Wir müssen sehr pünktlich sein und einsatzbereit, sonst gibt es Ärger und das Geld wird schnell gekürzt. Jeder von uns ist für zwei, drei, vier Straßen zuständig. Je nachdem, wie lang die sind. Erst müssen die Grünanlagen gereinigt und der Müll entsorgt werden. Dann kehren wir gründlich den Fahrbahnrand, wo die Fahrzeuge der Stadtverwaltung nicht rankommen. Oft machen wir auch den Bürgersteig sauber, obwohl es eigentlich nicht unsere Angelegenheit wäre. Aber Fragen oder Kommentare sind unerwünscht.«
Der 52-jährige Csonka ist seit 2009 arbeitslos. Das Bauunte...
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