Kampfjets bombardieren weiter IS-Stellungen in Nordsyrien

Augenzeugen berichten, dass Flugzeuge für Angriffe aus der Türkei kamen / Mutmaßliche IS-Anhänger sollen Anschlag in der Schweiz geplant haben

  • Lesedauer: 3 Min.
Auch am Mittwoch ging das Bombardement von IS-Stellungen in Syrien und im Irak weiter. Kampfjets starteten angeblich auch von türkischen Flugplätzen. In der Schweiz sitzen drei mutmaßliche IS-Anhänger in Haft.

Damaskus. Ausländische Kampfflugzeuge sind laut Augenzeugen von der Türkei aus nach Syrien geflogen und haben dort Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bombardiert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Mittwoch unter Berufung auf Aktivisten, die Maschinen hätten Ziele in der Nähe der vor allem von Kurden bewohnten Stadt Ain al-Arab (Kurdisch: Kobane) angegriffen. Bislang hat die Türkei im Einsatz gegen die IS-Terrormiliz nur humanitäre Hilfe zugesagt.

Eine offizielle Bestätigung für die Meldung gab es zunächst nicht. Die IS-Extremisten versuchen seit Tagen, Ain al-Arab einzunehmen. In der vergangenen Woche hatte die Terrormiliz Dutzende Dörfer rund um die Stadt erobert und eine neue Massenflucht ausgelöst. Die Orte liegen an der Grenze zur Türkei in einer Enklave, die bisher unter Kontrolle kurdischer Volksschutzeinheiten standen. Die Terrormiliz beherrscht in Syrien bereits rund ein Drittel der Fläche des Landes.

Die Türkei hat laut den Vereinten Nationen inzwischen mehr Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen als jedes andere Land. Selin Ünal vom UN-Flüchtlingshilfswerk sagte der Nachrichtenagentur dpa, seit vergangenem Freitag hätten rund 140 000 Menschen aus der Region Ain Al-Arab aus Furcht vor der IS-Terrormiliz Zuflucht in der Türkei gesucht. »Das ist der größte Zustrom in die Türkei in so kurzer Zeit seit Beginn der Krise vor dreieinhalb Jahren.« Insgesamt sind laut der türkischen Regierung 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge im Land.

Laut den Menschenrechtsbeobachtern bombardierten die Flugzeuge IS-Stellungen etwa 30 Kilometer südlich von Ain al-Arab. Zu den Zielen gehörten demnach Versorgungsrouten. Augenzeugen berichteten den Menschenrechtlern, die Jets gehörten nicht zur syrischen Luftwaffe. Die Flugzeuge seien aus der Türkei gekommen.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor eine militärische Unterstützung seines Landes im Kampf gegen die Terrormiliz nicht mehr aus geschlossen. Vor Reportern sagte Erdogan, die mögliche Unterstützung der internationalen Allianz gegen die Extremisten »beinhaltet alle Arten, militärisch, politisch, alles.« Er werde mit seiner Regierung bald darüber beraten.

Zu den US-Luftangriffen auf den IS in Syrien sagte Erdogan weiter: »Natürlich ist dieser Schritt gegen diese Ziele, besonders gegen die Terrororganisation in der Gegend, ein Schritt, den wir für positiv halten.«

Das US-Militär hatte am Dienstagabend (Ortszeit) mitgeteilt, es habe erneut in Syrien Luftangriffe gegen die IS-Terrormiliz geflogen. Es seien zwei Stellungen der Extremisten südwestlich von Dair as-Saur im Osten des Landes bombardiert worden. Auch im Irak gab es nordwestlich von Bagdad einen weiteren US-Angriff. Nach kurdischen Angaben wurden bei US-Angriffen in der Nähe der Stadt Kirkuk rund 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Dutzende IS-Kämpfer getötet oder verletzt.

Anhänger des IS sollen einen Anschlag in der Schweiz geplant haben. Die drei Iraker seien festgenommen worden und säßen seit März in verschiedenen Gefängnissen im Kanton Bern in Untersuchungshaft, berichtete der Züricher »Tages-Anzeiger« am Mittwoch. Der entscheidende Hinweis an die Schweizer Behörden sei von einem ausländischen Geheimdienst gekommen. Den Verdächtigen werden der Zeitung zufolge Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht, Mitgliedschaft oder Unterstützung einer kriminellen Organisation, Gewaltdarstellung sowie illegale Pornografie mit Minderjährigen vorgeworfen. Die Bundesanwaltschaft wollte sich nicht zum Verfahren äußern. Sie bestätigte nur, dass sie etwa zwanzig Fälle im Bereich des radikalen Dschihadismus bearbeite, darunter vier mit Syrien-Bezug.

Eines dieser Verfahren richtet sich laut »Tages-Anzeiger« gegen die drei Iraker. Demnach liegen den Behörden Hinweise vor, dass das Trio im Ausland Material für die geplante Tat beschaffen wollte. Unklar sei, wie weit die Planungen ansonsten fortgeschritten waren. Die Ermittler rechneten das Trio dem IS zu. Agenturen/nd

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