Peschmerga-Kämpfer in Bayern

Waffen und Ausbildung für Kurden / Gotteskrieger kündigen Vergeltung für Luftangriffe gegen IS an

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.
1800 Peschmerga haben sich gegen den Islamischen Staat im Norden Syriens in Stellung gebracht. In Deutschland beginnt die Bundeswehr mit der Schulung kurdischer Kämpfer.

»Diese Staaten haben schrecklichen Taten begangen, die sie auf die Liste dschihadistischer Ziele in aller Welt bringen«, drohte die Al-Nusra-Front in einer Videobotschaft am Wochenende den USA und ihren Verbündeten Vergeltung an. Der internationale Militäreinsatz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat sei ein »Krieg gegen den Islam«, so der Ableger des Terrornetzwerks Al Qaida in Syrien. Zuvor hatte die Anti-IS-Koalition ihre Luftangriffe in Irak wie Syrien ausgeweitet und soll dabei mindestens drei unter Kontrolle der Dschihadisten stehende Erdölraffinerien zerstört haben. Der Verkauf des Rohstoffs ist eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen. Kampfjets aus den USA, Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bombardierten am Sonnabend auch erstmals Ziele im belagerten Ain al-Arab (kurdisch: Kobane). Unterdessen hat die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch Washington aufgefordert, Augenzeugenberichten über zivile Opfer der Luftangriffe nachzugehen. Bei einem Einsatz am Donnerstag sollen fünf Kinder und zwei Frauen ums Leben gekommen sein.

Nachdem das Unterhaus in London sein Placet für einen Kampfeinsatz in Irak gegeben hat, drangen am Wochenende erstmals in Zypern gestartete Tornado-Jets der Royal Air Force in den Luftraum des Zweistromlandes ein, griffen aber noch keine Ziele an. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt nun ebenfalls eine Beteiligung am Militäreinsatz in Aussicht. Um sie zu besiegen, müssten die Extremisten nach Einschätzung von US-Generalstabschef Martin Dempsey allerdings auch von einer schlagkräftigen Rebellentruppe am Boden bekämpft werden. 12 000 bis 15 000 Kämpfer seien notwendig, deutlich mehr als vom Kongress gebilligt. Obama-Sicherheitsberaterin Susan Rice kam im Weißen Haus mit Vertretern der syrischen Opposition zusammen. Dabei ging es um das Programm Washingtons zu Ausbildung und Ausrüstung sogenannter moderater Rebellen. US-Haushaltsexperte Gordon Adams von der American University schätzt, dass der Einsatz gegen den IS jährlich 15 bis 20 Milliarden Dollar kosten könnte.

Nach dem IS-Vormarsch im türkisch-syrischen Grenzgebiet rüsten sich die Kurden jetzt für einen Gegenschlag. Rund 1800 Peschmerga-Soldaten sollen sich in der umkämpften Stadt Ain al-Arab in Stellung gebracht haben. Am Sonnabend traf der zweite Waffentransport aus Deutschland in Nordirak ein. Neben der Ausbildung vor Ort werden kurdische Kämpfer aber auch in Deutschland in die Waffensysteme eingewiesen. So begann in der Infanterieschule Hammelburg in Bayern am Wochenende die Schulung von etwa 30 Peschmerga-Soldaten im Umgang mit »Milan«-Panzerabwehrraketen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.