Peschmerga-Kämpfer in Bayern
Waffen und Ausbildung für Kurden / Gotteskrieger kündigen Vergeltung für Luftangriffe gegen IS an
»Diese Staaten haben schrecklichen Taten begangen, die sie auf die Liste dschihadistischer Ziele in aller Welt bringen«, drohte die Al-Nusra-Front in einer Videobotschaft am Wochenende den USA und ihren Verbündeten Vergeltung an. Der internationale Militäreinsatz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat sei ein »Krieg gegen den Islam«, so der Ableger des Terrornetzwerks Al Qaida in Syrien. Zuvor hatte die Anti-IS-Koalition ihre Luftangriffe in Irak wie Syrien ausgeweitet und soll dabei mindestens drei unter Kontrolle der Dschihadisten stehende Erdölraffinerien zerstört haben. Der Verkauf des Rohstoffs ist eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen. Kampfjets aus den USA, Jordanien, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten bombardierten am Sonnabend auch erstmals Ziele im belagerten Ain al-Arab (kurdisch: Kobane). Unterdessen hat die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch Washington aufgefordert, Augenzeugenberichten über zivile Opfer der Luftangriffe nachzugehen. Bei einem Einsatz am Donnerstag sollen fünf Kinder und zwei Frauen ums Leben gekommen sein.
Nachdem das Unterhaus in London sein Placet für einen Kampfeinsatz in Irak gegeben hat, drangen am Wochenende erstmals in Zypern gestartete Tornado-Jets der Royal Air Force in den Luftraum des Zweistromlandes ein, griffen aber noch keine Ziele an. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stellt nun ebenfalls eine Beteiligung am Militäreinsatz in Aussicht. Um sie zu besiegen, müssten die Extremisten nach Einschätzung von US-Generalstabschef Martin Dempsey allerdings auch von einer schlagkräftigen Rebellentruppe am Boden bekämpft werden. 12 000 bis 15 000 Kämpfer seien notwendig, deutlich mehr als vom Kongress gebilligt. Obama-Sicherheitsberaterin Susan Rice kam im Weißen Haus mit Vertretern der syrischen Opposition zusammen. Dabei ging es um das Programm Washingtons zu Ausbildung und Ausrüstung sogenannter moderater Rebellen. US-Haushaltsexperte Gordon Adams von der American University schätzt, dass der Einsatz gegen den IS jährlich 15 bis 20 Milliarden Dollar kosten könnte.
Nach dem IS-Vormarsch im türkisch-syrischen Grenzgebiet rüsten sich die Kurden jetzt für einen Gegenschlag. Rund 1800 Peschmerga-Soldaten sollen sich in der umkämpften Stadt Ain al-Arab in Stellung gebracht haben. Am Sonnabend traf der zweite Waffentransport aus Deutschland in Nordirak ein. Neben der Ausbildung vor Ort werden kurdische Kämpfer aber auch in Deutschland in die Waffensysteme eingewiesen. So begann in der Infanterieschule Hammelburg in Bayern am Wochenende die Schulung von etwa 30 Peschmerga-Soldaten im Umgang mit »Milan«-Panzerabwehrraketen.
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