Weitere Kämpfe um Kobane
Neue Luftangriffe der US-geführten Koalition im syrisch-türkischen Grenzgebiet / Türkisches Parlament berät über Militäroperationen in Nachbarländern
Bei Kämpfen zwischen Kurden und Dschihadisten um die syrische Grenzstadt Ain al-Arab, die auf Kurdisch Kobane genannt wird, sind nach Angaben von Aktivisten in der Nacht zum Mittwoch zehn Menschen getötet worden. Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge starben neun kurdische Kämpfer sowie ein Mitglied der Gruppe Islamischer Staat (IS). Die IS-Kämpfer waren zuletzt bis auf wenige Kilometer auf die kurdisch geprägte Stadt an der Grenze zur Türkei vorgerückt.
Kurdische Anführer hatten die US-geführte Koalition im Kampf gegen den IS um Luftunterstützung bei der Verteidigung von Ain al-Arab gebeten. Nach Angaben der Beobachtungsstelle gab es am Mittwoch Luftangriffe nahe der Stadt. Demnach wurden mindestens fünf Angriffe auf IS-Stellungen geflogen. Die Kontrolle über Ain al-Arab ist strategisch wichtig, da sich damit die Kontrolle über einen Teil der Grenze zur Türkei verbindet.
Wie die Beobachtungsstelle weiter berichtete, ließen die Dschihadisten unterdessen mehr als 70 kurdische Schüler frei, die im Mai verschleppt worden waren. Da sich die Organisation auf ein Netzwerk im Bürgerkriegsland Syrien bezieht, sind ihre Angaben von unabhängiger Seite allerdings nur schwer überprüfbar.
Angesichts des Vormarschs von IS in Syrien und im Irak will sich die türkische Regierung vom Parlament die Erlaubnis für Militäroperationen in den Nachbarländern geben lassen. Die entsprechende Resolution dazu sei am Dienstagabend ans Parlament in Ankara gegangen, meldete die staatsnahe Nachrichtenagentur Anadolu. Die Abgeordneten wollten am Donnerstag darüber beschließen.
Der Regierung des Nato-Partners werde damit erlaubt, Zeitpunkt, Dauer und Ausmaß militärischer Operationen in den Nachbarländern festzulegen, berichtete Anadolu weiter. Sie werde auch dazu befugt, über die Anwesenheit ausländischer Truppen in der Türkei zu entscheiden. Die Erlaubnis gelte für ein Jahr.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu schrieb laut Anadolu zur Begründung an die Abgeordneten: »An den südlichen Landgrenzen der Türkei haben Risiken und Bedrohungen, die unsere nationale Sicherheit gefährden, schwerwiegend zugenommen.« Der Antrag ersetzt zwei frühere Resolutionen, die es der Regierung erlaubten, in Syrien und im Irak etwa im Kampf gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK militärisch aktiv zu werden. Er ist nun aber breiter gefasst.
Australische Militärflugzeuge beteiligen sich seit Mittwoch am US-geführten Einsatz gegen IS im Irak. »Von heute an beginnen australische Flugzeuge mit Flügen über dem Irak«, sagte Regierungschef Tony Abbott vor dem Parlament. Der Beitrag beschränkt sich aber zunächst auf Aufklärung und Luftbetankung.
Es gehe um Unterstützung, »aber keine Angriffe«, sagte Abbott. Vor einer Beteiligung an Luftangriffen auf IS-Stellungen bedürfe es noch des grünen Lichts der irakischen Regierung und einer Entscheidung seiner eigenen Regierung. Der Premierminister beschrieb den IS als »apokalyptischen Todeskult«, der »der Welt den Krieg erklärt« habe und »zu Hause und im Ausland bekämpft werden muss«.
Australien hat bereits 600 Soldaten und mehrere Militärflugzeuge - darunter acht Kampfjets - in die Vereinigten Arabischen Emirate verlegt. Überdies unterstützt die Regierung die Kurden im Nordirak bereits mit Waffenlieferungen für den Kampf gegen die IS-Miliz. Eine Beteiligung an den US-geführten Angriffen in Syrien ist in Australien nach wie vor umstritten. Abbott erklärte am Mittwoch, zwar sei der IS in beiden Ländern dasselbe Phänomen. Allerdings gebe es rechtlich erhebliche Unterschiede. Die irakische Regierung habe den internationalen Einsatz angefordert; die syrische Regierung wird von Australien nicht anerkannt. Agenturen/nd
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