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Der gerissene Bumpam

Wie ein Zwischenfall im Kindergarten aus dem unvorsichtigen Hannes einen großen Künstler machte

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Bumpam vom Hannes ist etwas höchst Merkwürdiges. Er ist struppig und rund, kein Bär, kein Wolf, kein Hund. Braun und rot gefärbt, schaut er lustigen Blicks und auf tapsigen Pfoten aus dem Bilderbuch von Mira Lobe und Susi Weigel, als wollte er sagen: Hallo, da bin ich. Und ich habe viel zu erzählen.

Man fragt sich ja wirklich, wo so ein seltsames Wesen herkommt und wer ihm diesen komischen Namen gegeben hat. Um das zu erfahren, muss man ein wenig zurückblättern und am besten ganz von vorn anfangen. Da lernt man den Hannes kennen, den alle im Kindergarten nur den Märchenhannes nennen. Schaut er in den Himmel, sieht er ein Segelschiff, schaut er auf die Mauer hinter dem Haus, sieht er Drachen, Löwen, Feuerschnauber. Immer sieht er Sachen, die gar nicht da sind. Das ist eine besondere Gabe, wie jedes Kind weiß. Man muss sie aber mitunter auch für sich behalten, damit sich phantasielose Mitmenschen wie der Paul und der Peter aus Hannes’ Kindergarten nicht an den Kopf greifen und einem einen Vogel zeigen.


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* Mira Lobe: Hannes und sein Bumpam. Bilder v. Susi Weigel. Jungbrunnen. 40 S., geb., 14,95 €.


Aber was hat das mit dem Bumpam zu tun? Eines schönen Regentages hat der Hannes mal wieder etwas gesehen. Wo eigentlich nur der Regen hinunterprasselte, erspähte er eine dicke, gemütliche Regenfrau. Hudriwudri-hopsassa hat er sie aus Plastilin geformt und ihr einen schönen Regenmantel verpasst. Fehlten nur noch die Haare. Und jetzt kommt es: Nimm doch Bast, sagt ihm die Anni. Oder Wolle, sagt die Hanni. Aber nein, dem Hannes passt keine Wolle und kein Bast. Er nimmt die Schere und schneidet sich eine schwarze Locke aus dem Haar. Da war vielleicht was los im Kindergarten! Der Hannes musste die Schere gleich hergeben und wo andere feine Konturen aus dem Buntpapier herausschnippeln durften, musste er sich mit den Händen herumplagen. Dafür ist der Bumpam, den der Hannes riss statt schnitt, ganz wunderbar gelungen. Wie so oft entstehen die schönsten Sachen, wenn man aus der Not heraus erfinderisch sein muss. Und der Hannes konnte nach der Bumpam-Geschichte gar nicht mehr aufhören zu reißen und steckte mit dieser neuen Kunst alle Kinder an. So entstanden Giraffen, Schweinchen, Affen und Kühe, ein Tier schöner als das andere. Wer sie sehen möchte, muss ins Buch schauen. Und das fängt mit diesem zottligen Bumpam an.

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