• Kultur
  • Buchmesse Frankfurt/Main

Schönstes Bartgelock

Fabeln von La Fontaine, illustriert mit dreidimensionalen Szenen

  • Christina Matte
  • Lesedauer: 2 Min.

Um pünktlich an ein Ziel zu gelangen, sollte man rechtzeitig aufbrechen. Sich wegducken kann so manches Mal Rettung, Stolz dagegen tödlich sein. Klugheit ist wichtiger als Aufputz ... Gute Ratschläge. Nutzlos und langweilig.

Merke: Die Fabeln des französischen Klassikers Jean de La Fontaine (1621-1695) mögen Belehrungen enthalten, aber wie charmant und intelligent kommen sie daher. Welch treffsichere Charakterstudien bieten die kleinen Lehrstücke. Indem er Tiere porträtierte, soll La Fontaine, der listige Fuchs, sich vor Konsequenzen geschützt haben, wenn er Personen seiner Zeit bloßstellte, die damals jeder wiedererkannt haben dürfte. Obwohl wir heute auf das Vergnügen verzichten müssen, seine Verse konkret zu »entschlüsseln« - aufgeblasene, listige, gierige, betrügerische, dumme Menschen bevölkern allzeit den Planeten. »Als Weggenossen hatte einst/ der Fuchs den Bock./ Der trug das schönste Bartgelock/ und ein gewaltiges Hörnerpaar/ wenngleich er sonst kein/ Wunderexemplar/ von einem starken Kopfe war.« Verse wie diese, die La Fontaines Fabel »Der Fuchs und der Bock« einleiten, beweisen: Poesie altert nicht. Kein Wunder, dass französische Schulkinder noch heute La Fontaines Fabeln kennen und große Freude an ihnen haben. In solch heiter-ironisches Kleid gehüllt, prägt sich die Weisheit der Fabeln ein.


Buch im nd-Shop bestellen:
* Der Hase und die Schildkröte. Die schönsten Fabeln von La Fontaine. Mit Pop-Ups von Thierry Dedieu. Knesebeck. 12 S., geb., 18 €.


Der dritte Band mit La Fontaines Fabeln, den der Verlag Knesebeck nun herausgegeben hat, versammelt »Der Hase und die Schildkröte«, »Die Eiche und das Schilfrohr«, »Der Fuchs und der Bock«, »Der Reiher«, »Der Fuchs und der Storch« sowie »Der Wolf und das Lamm«. Wunderhübsch illustriert mit dreidimensionalen Szenen, die sich entfalten, wenn man eine Seite aufschlägt. Ein wenig ist es dann, als schaue man auf eine Theaterbühne. Aber Vorsicht: So zart und fragil ist das Bühnenbild, dass ein Kind, das es nicht zerstören will, mit dem Buch sorgsam umgehen muss.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -