Trinken Sie viel. Bleiben Sie lange.
»Parties« gehören offenbar zu einer Buchmesse wie ein guter Ebbelwoi (für Nicht-Hessen: Apfelwein) zu Frankfurt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass zu d e r Eröffnungsparty der Messe, veranstaltet nun schon zum dritten Mal von den Verlegern Jakob Augstein (»der Freitag«) und Sven Murmann (Murmann-Verlag), das Gros der mehr oder weniger wichtigen Leute aus der Buchverleger- und Medienwelt ins Hotel Steigenberger Frankfurter Hof strömt - man gönnt sich ja sonst nichts... Das Ganze nennt sich »Script - the future of publishing« und soll als Warm-up für die Messe dienen. Warm ist es im völlig überfüllten Salon schon nach wenigen Minuten, dazu noch sehr laut, so dass eine gepflegte Kommunikation so gut wie unmöglich ist. Aber dafür sind Bier und Wein gut gekühlt. Es hat einen Hauch von Schickeria, von Sehen und Gesehen werden. Das richtige also für Promis wie Sascha »Irokese« Lobo oder den finnischen Messe-Superstar Sofi Oksanen. Letzere verließ allerdings nach nur wenigen Minuten wieder das »Fest«, sie merkte wohl schnell, dass es für Sie an diesem Abend im Gedränge nichts zu inszenieren gab. Warum »Script« trotzdem interessant ist, zumindest die erste Stunde, hängt mit dem jeweiligen Gastredner zusammen - in diesem Jahr der südkoreanische Autor und Essayist Byung-Chul Han. Der Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Berliner Universität der Künste, dessen neuer Essayband »Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken« gerade beim S. Fischer Verlag erschienen ist, referierte zum Thema Medien und Freiheit und setzte sich sehr kritisch und aus einer dezidiert linken Position heraus mit den digitalen Medien und ihren Verlust an Emanzipation auseinander. Seine Kritik an »Datismus«, lückenloser Kommunikation (»Kommunikation ohne Lücke ist gleich: Lärm!«) und machtbestimmter digitaler Transparenz ließ nicht viel Raum für Optimismus hinsichtlich der Entwicklung im Bereich der digitalen Medien. Augstein dankte höflich, wollte dazu aber nichts weiter sagen. Seiner Aufforderung ans Publikum »Trinken Sie viel und bleiben Sie lange!« mochte ich dann doch nicht mehr folgen. In Frankfurt muss man früher raus aus den Federn als in Leipzig, denn hier beginnt der Messetag immer schon um 9 Uhr...
Untergekommen ist unsere kleine nd-Crew wie jedes Jahr im liebevoll von der Familie Schuch geführten Hotel »Concordia« in Praunheim. Das liegt ein wenig jot-weh-deh, wie der Berliner sagt, ist aber ruhig gelegen und relativ preiswert. Und das anbei befindliche, bereits in fünfter Generation geführte Familienlokal Schuch's Restaurant bietet nicht nur traditionelle hessische Gaumenfreuden sondern auch exzellenten Ebbelwoi an. Denn etwas zu sich nehmen zu können, bevor man eine Messe-Party besucht, ist von großem Vorteil. In der Regel gibt's da nicht mal Häppchen...
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