Kurden gehen gegen IS auf die Straße
Proteste in Brüssel, Paris, Berlin und anderen Städten / Auseinandersetzungen mit »radikalen Muslimen« in Hamburg und Celle - mehrere Verletzte
Berlin. Nicht nur in der Türkei, sondern auch in zahlreichen Städten Deutschlands, Frankreichs und Belgiens gab es am Dienstag Proteste von Kurden gegen den Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat. Mehrere Dutzend kurdische Demonstranten drangen am Dienstag in das Europaparlament in Brüssel ein. Nachdem sich mehrere Abgeordnete mit ihnen zu Gesprächen trafen und Parlamentspräsident Martin Schulz einer Delegation seine Unterstützung gegen die Dschihadisten zusagte, zogen die Demonstranten wieder ab.
In Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hannover, Kiel und Stuttgart kamen am Montagabend und Dienstag teils mehrere hundert Menschen zu Kundgebungen zusammen. In Bonn drangen Demonstranten in das Gebäude der Deutschen Welle ein, um eine Deklaration zu übergeben. Auch in Düsseldorf und Kiel gab es in den Studios der Rundfunksender WDR und NDR ähnliche Aktionen. Die Demonstrationen verliefen überwiegend friedlich.
In Hamburg forderten 500 Kurden in der Innenstadt Solidarität mit den vom IS bedrängten Menschen in der umkämpften syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane. Anschließend blockierte aber eine Gruppe von etwa 80 Kurden für etwa eine Stunde mehrere Gleise am Hamburger Bahnhof. Später kam es zu einer Straßenschlacht mit radikalen Muslimen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt worden.
Wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch weiter sagte, haben sich nach einer Demonstration gegen die IS etwa 400 Kurden in der Nähe einer Moschee versammelt. Dort stellten sich ihnen am Dienstagabend etwa 400 »radikale Muslime« entgegen. Dabei habe es sich mutmaßlich um Salafisten gehandelt. Zwischen einigen Mitgliedern der beiden Gruppen gab es »gewalttätige körperliche Auseinandersetzungen«. Die Polizei habe Wasserwerfer eingesetzt. Weitere Hintergründe nannte der Sprecher zunächst nicht.
Auch im niedersächsischen Celle kam es zu einer Auseinandersetzung mit knapp 100 Beteiligten - fünf Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Nach ersten Angaben der Polizei vom Dienstagmorgen sollen aus bislang unbekannten Gründen eine Gruppe vom Muslimen und eine von Jesiden aneinandergeraten sein. Es kam zu Fausthieben, Fußtritten und Schlägen mit diversen Gegenständen. Anwohner alarmierten am Montagabend die Polizei, die mit rund 70 Beamten anrückte und die Gruppen voneinander trennten. Gegen die Beteiligten laufen Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs..
Nahe des Präsidentensitzes in Paris versammelten sich rund 200 Kurden zu einem Sitzstreik, bevor am Abend etwa 500 Demonstranten am Außenministerium vorbeizogen. Weitere Protestmärsche mit hunderten Teilnehmern gab es in Marseille, Toulouse und Bordeaux. Dabei gab es in Toulouse Zusammenstöße mit der Polizei, die Tränengas einsetzte. In Marseille wurden vor dem türkischen Konsulat 15 Demonstranten festgenommen. Agenturen/nd
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