Werbung

Kurden gehen gegen IS auf die Straße

Proteste in Brüssel, Paris, Berlin und anderen Städten / Auseinandersetzungen mit »radikalen Muslimen« in Hamburg und Celle - mehrere Verletzte

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nicht nur in der Türkei, sondern auch in zahlreichen Städten Deutschlands, Frankreichs und Belgiens gab es am Dienstag Proteste von Kurden gegen den Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat. Mehrere Dutzend kurdische Demonstranten drangen am Dienstag in das Europaparlament in Brüssel ein. Nachdem sich mehrere Abgeordnete mit ihnen zu Gesprächen trafen und Parlamentspräsident Martin Schulz einer Delegation seine Unterstützung gegen die Dschihadisten zusagte, zogen die Demonstranten wieder ab.

In Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hannover, Kiel und Stuttgart kamen am Montagabend und Dienstag teils mehrere hundert Menschen zu Kundgebungen zusammen. In Bonn drangen Demonstranten in das Gebäude der Deutschen Welle ein, um eine Deklaration zu übergeben. Auch in Düsseldorf und Kiel gab es in den Studios der Rundfunksender WDR und NDR ähnliche Aktionen. Die Demonstrationen verliefen überwiegend friedlich.

In Hamburg forderten 500 Kurden in der Innenstadt Solidarität mit den vom IS bedrängten Menschen in der umkämpften syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane. Anschließend blockierte aber eine Gruppe von etwa 80 Kurden für etwa eine Stunde mehrere Gleise am Hamburger Bahnhof. Später kam es zu einer Straßenschlacht mit radikalen Muslimen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt worden.

Wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch weiter sagte, haben sich nach einer Demonstration gegen die IS etwa 400 Kurden in der Nähe einer Moschee versammelt. Dort stellten sich ihnen am Dienstagabend etwa 400 »radikale Muslime« entgegen. Dabei habe es sich mutmaßlich um Salafisten gehandelt. Zwischen einigen Mitgliedern der beiden Gruppen gab es »gewalttätige körperliche Auseinandersetzungen«. Die Polizei habe Wasserwerfer eingesetzt. Weitere Hintergründe nannte der Sprecher zunächst nicht.

Auch im niedersächsischen Celle kam es zu einer Auseinandersetzung mit knapp 100 Beteiligten - fünf Menschen wurden verletzt, einer davon schwer. Nach ersten Angaben der Polizei vom Dienstagmorgen sollen aus bislang unbekannten Gründen eine Gruppe vom Muslimen und eine von Jesiden aneinandergeraten sein. Es kam zu Fausthieben, Fußtritten und Schlägen mit diversen Gegenständen. Anwohner alarmierten am Montagabend die Polizei, die mit rund 70 Beamten anrückte und die Gruppen voneinander trennten. Gegen die Beteiligten laufen Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Landfriedensbruchs..

Nahe des Präsidentensitzes in Paris versammelten sich rund 200 Kurden zu einem Sitzstreik, bevor am Abend etwa 500 Demonstranten am Außenministerium vorbeizogen. Weitere Protestmärsche mit hunderten Teilnehmern gab es in Marseille, Toulouse und Bordeaux. Dabei gab es in Toulouse Zusammenstöße mit der Polizei, die Tränengas einsetzte. In Marseille wurden vor dem türkischen Konsulat 15 Demonstranten festgenommen. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!