Die Welt in kleinen Sätzen
Der Literaturnobelpreis ging an Patrick Modiano
In Deutschland ist der kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Paris geborene Autor recht unbekannt. Seine Romane, oft in einer knappen und skizzenhaften Erzählweise verfasst, beschreiben häufig Erinnerungen an die Kindheit oder Jugend.
An Preisen hängt sie bestimmt nicht, die Wahrheit. Die just zu Buchmessezeiten eine sehr harte Wahrheit ist: Sobald nämlich in Vergessenheit gerät, was die Zeitgenossen lesen, bleibt die Literatur der Epoche übrig. Erst dann. Gegen diese Logik hilft auch kein Nobelpreis. »Mein Glück überstrahlt jetzt alles. Aber morgen sehe ich mich wieder auf dem weiten, schier endlosen Feld meiner Zweifel an den Haltbarkeiten jedweden Ruhms.« Sagte der Dichter Paul Heyse 1910 - da hatte er gerade, als erster Deutscher, den Nobelpreis für Literatur erhalten. Ein Satz über den beinahe fliegenden Wechsel von Verehrung und Vergessen. Der Erfolg von heute ist Gestöber. Gewicht kommt von anderen Impulsen. Nicht vom Wind, der den Staub aufwirbelt.
Vor Jahren las ich den Roman »Eine Jugend« des Franzosen Patrick Modiano, der am Donnerstag den diesjährigen Nobelpreis für Literatur bekam. Ich las das Buch nicht wegen Modiano. Ich las das Buch wegen de...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.