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Der Widerstand ist weiblich

Kurdische Kämpferinnen im Widerstand gegen den Islamischen Staat

  • Lesedauer: 3 Min.
Im Kampf um Kobane spielen auf kurdischer Seite auch Frauen eine wichtige Rolle. Selbst Mütter greifen zum Gewehr. Inzwischen sind es Hunderte, die sich dem Kampf gegen die Islamisten angeschlossen haben.

Istanbul/Beirut. Ein halbes Jahr ist Hansas Tochter schon fort. »Ich habe sie seither nicht gesehen. Aber ich weiß, dass sie kämpft, um unsere Heimat zu verteidigen«, erzählt die Frau stolz. Sie lebt in einem Flüchtlingslager im Süden der Türkei. Ihre Tochter hat sich - wie andere Frauen auch - den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) angeschlossen, die im benachbarten Syrien versuchen, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zurückzuschlagen.

Die sogenannten Frauenverteidigungseinheiten, die unter dem Kürzel YPJ firmieren, wurden im April 2013 ins Leben gerufen, unter anderem wegen des Vormarsches der Dschihadisten. »Zusammen mit den Männern haben unsere Kämpferinnen an allen drei Fronten in Kobane brutale Angriffe der Terroristen abgewehrt«, sagt YPJ-Befehlshaberin Mayssa Abdo der Nachrichtenagentur dpa in einem Telefon-Interview aus der belagerten nordsyrischen Stadt.

Hunderte Frauen hätten sich inzwischen den YPJ angeschlossen, erzählt Abdo. Viele von ihnen kehren allerdings nicht zurück. In den Flüchtlingscamps und in umliegenden Dörfern gibt es immer mehr Gedenktafeln für getötete Kämpferinnen - sie zeigen die Frauen meist in Uniform und mit geflochtenen Haaren.

Abdo selbst ist auf Bildern zu sehen, die Anhänger in den sozialen Netzwerken im Internet verbreiten. Die Fotos zeigen die 40-Jährige mit dem Kampfnamen Narin Afrin im Tarnanzug, die Waffe in der Hand oder durch ein Fernglas schauend, während ein männlicher Soldat auf ihre Befehle wartet. »Auf dem Schlachtfeld gibt es keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern«, betont sie. Jenseits der Gefechte leben Kämpferinnen und Kämpfer aber getrennt.

Viele der Milizionärinnen sind verheiratet und haben Kinder. »Wir lassen sie bei den Großeltern«, erzählt Afscheen Kobane, die eine YPJ-Einheit kommandiert. »Bevor wir in den Kampf ziehen, sagen wir den Kindern: «Sollten wir sterben, dann tun wir dies, um eure Zukunft zu sichern».«

»Wir Kurden glauben an die Gleichberechtigung«, erläutert sie. Deshalb gelte in allen öffentlichen Ämtern und Regierungsstellen eine Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern. »Nun teilen wir mit ihnen das Schlachtfeld«, sagt sie.

Auch an der Spitze der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), der politischen Organisation hinter den Volksschutzeinheiten, stehen eine Frau und ein Mann: Asia Abdullah und Salih Muslim.

Von ihrem Aufbau ähneln die Volksschutzeinheiten (YPG) der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei und vielen westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird. Ihr inhaftierter Anführer Abdullah Öcalan wird von seinen Anhängern fast wie ein Heiliger verehrt. Der Fall der seit Wochen von den IS-Dschihadisten belagerten Stadt Kobane wäre für die Kurden dies- und jenseits der türkischen Grenze ein herber Rückschlag. dpa/nd

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