Sausel und Semiramis
Beschreibung einer Schauspielerin: Corinna Harfouch wird sechzig
Sie ist von Gewalt gezeugt, und wenn sie ihre Höhle verlässt, überzieht sie alles mit Gewalt. Diese Höhle - ein Plastesack: ein Erstickungsort. Ächzen, Keuchen, Japsen. Sie reißt sich raus. Kaspar Harfouch, Corinna Hauser. In ihrem Spiel eine Zartheit, die ein Theater durchdröhnen, Raserei, die wie ein leichter Schatten schweben kann. Es war Frank Castorf, der die Harfouch so inszenierte, als Semiramis, die »Tochter der Luft« von Enzensberger, vor Jahren am Burgtheater Wien. Castorf war es, der die Schauspielerin für die schöne, spannende, freche, schmutzige Erkenntnis (und Erfahrung!) öffnete, dass sozialer Gestus auf der Bühne nicht alles sei. Da ist doch noch die Ungeschliffenheit der Instinkte, die Verderbnis der nicht begreifbaren Sündigkeit, die Erotik der Egoismen, das reizvolle Mehrdeutige. Und auch der Regie raunende Bühnen-Bildner Horst Sagert (»Urfaust« am BE) steigerte die Wachheit dieser Künstlerin: »In jedem Menschen h...
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