Schlägereien im Belgrader Partizanstadion

EM-Qualifikationsspiel Serbien - Albanien wurde nach »Flaggen«-Eklat abgebrochen

  • Thomas Brey
  • Lesedauer: 3 Min.
Die »fliegende Flagge« von Belgrad hat zum Abbruch des EM-Qualifikationsspiels Serbien - Albanien geführt. Drahtzieher war angeblich der Bruder des albanischen Ministerpräsidenten.

Belgrad. Gegen die plötzlich heranschwebende Drohne mit der »großalbanischen« Fahne konnten auch 3500 serbische Polizisten am Boden nichts mehr ausrichten. Der Abbruch des EM-Qualifikationsspiels zwischen den Erzfeinden Serbien und Albanien am Dienstag hat urplötzlich wieder die gespannten Beziehungen in den Mittelpunkt gerückt und FIFA-Präsident Joseph Blatter sowie UEFA-Boss Michel Platini gleichermaßen entsetzt.

»Ich missbillige zutiefst, was letzten Abend in Belgrad geschehen ist«, twitterte der Schweizer Boss des Fußball-Weltverbandes angesichts der Jagdszenen im Partizan-Stadion. »Die Szenen in Belgrad waren unentschuldbar«, erklärte Michel Platini. Die Europäische Fußball-Union ermittelt gegen beide Verbände wegen der Prügeleien zwischen den Spielern und Zuschauern. Serbiens Fußballverband hingegen fordert derweil, dass das Spiel mit 3:0 Punkten für Serbien gewertet wird.

Serbiens Außenminister Ivica Dacic sprach von einer sorgsam geplanten Provokation albanischer Extremisten. »Serbien trägt keinerlei Verantwortung für den Spielabbruch«, sagte er der größten Zeitung »Blic«: »Besonders problematisch ist die Tatsache, dass das der Bruder des albanischen Premiers getan hat, der hier Gast sein sollte.« Albaniens Regierungschef Edi Rama will am 22. Oktober als erster Premier seines Landes nach fast 70 Jahren erstmals Belgrad besuchen.

Bei seinem Bruder Olsi sei die Fernsteuerung für die Drohne gefunden worden, berichteten serbische Medien unter Berufung auf die Polizei. Olsi Rama sei in der VIP-Loge des Stadions vorübergehend festgenommen worden. Rama, der einen US-Pass besitze, sei aber schnell wieder freigelassen worden und habe gemeinsam mit der albanischen Fußball-Nationalmannschaft noch in der Nacht das Land per Flugzeug verlassen. Er bestritt allerdings jede Verwicklung in den Skandal.

In Tirana und in der Kosovo-Hauptstadt Pristina feierten die Menschen am Dienstagabend ihre Stars mit Feuerwerk, Hupkonzerten und Fangesängen. Vizeregierungschef Niko Peleshi und Sportministerin Lindita Nikolla begrüßten am Mittwoch die Mannschaft. Alle Albaner könnten stolz sein auf das Team, das aus »Helden des Tages« bestehe, sagten die beiden Spitzenpolitiker. Die gesamte Regierung stehe hinter der Mannschaft. In der geteilten Kosovo-Stadt Mitrovica mussten starke Polizeiverbände Hunderte aufgebrachte Serben und Albaner auseinanderhalten. Auch in Wien konnte die Polizei Krawalle zwischen beiden Volksgruppen verhindern.

In serbischen Medien wurde eine Mitschuld der UEFA diskutiert. Während politische Kontrahenten wie zum Beispiel Spanien und Gibraltar in verschiedenen Gruppen spielten, habe man im Falle Serbiens und Albaniens den Auftritt der jahrzehntelangen politischen Erzfeinde in einer gemeinsamen Gruppe zugelassen.

Auch die griechische Regierung protestierte: »Auf dem Balkan haben wir unangenehme historische Erfahrungen«, sagte der griechische Außenminister Evangelos Venizelos und forderte Albanien und Serbien auf, »mit Erklärungen und Taten« für Stabilität in der Region zu sorgen. Nach griechischen Medienberichten waren auf der Fahne auch Gebiete Griechenlands abgebildet. Darunter war die griechische Insel Korfu sowie große Teile des Nordwestens Griechenlands. dpa/nd

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