Demokratischer Herbst in Tunis
Ennahda wieder Favorit bei den Wahlen
Am kommenden Sonntag wählt Tunesien ein neues Parlament. 15 000 Kandidaten treten an. Als einzigem Land des «arabischen Frühlings» kommt Tunesien bei der Demokratie voran.
In schwarzer Farbe sind auf vielen Mauern Tunesiens gitterartige Rahmenmuster aufgemalt und mit Nummern versehen. Parteien, die sich zur Wahl stellen, können hier ihre Plakate aufhängen. Manche Poster wurden abgerissen, doch viele der Flächen sind ohnehin leer. Die Begeisterung für die Wahlen hält sich in Grenzen, auch wenn sich mit 5,3 Millionen Wahlberechtigten deutlich mehr als bei der ersten freien Wahl vor drei Jahren registrieren haben lassen. In den Augen vieler verläuft der Übergangsprozess zur Demokratie zu zäh, zu wenig hat sich seit der Jasmin-Revolution 2010/2011 geändert. Erfolgreicher als die demokratischen Parteien waren vor allem die Werber des Islamischen Staates, mehr als 4000 junge Tunesier kämpfen mittlerweile in Syrien, Irak oder Libyen, soviel wie aus keinem anderen Land.
«Dennoch ist Tunesien das einzige verbliebene Leuchtfeuer in dem Meer von Konflikten des arabischen Frühlings», betont Habib Lajmi. Der...
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