Marco Polo in Babelsberg

Filmmuseum Potsdam eröffnet nach der Sanierung mit einer neuen Sonderausstellung

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 3 Min.
Wie viele Bauprojekte wurde auch die Sanierung des Potsdamer Filmmuseums teurer als geplant und dauerte länger. Mit neuer Leitung und Ausstellung melden sich nun Kino und Sammlung zurück.

Die Schatzsuche wird auf den letzten Metern knifflig. Nur wer den richtigen Platz an der Wand berührt, erblickt in der leeren Höhle Truhen, aus denen mit wertvollen Steinen verzierte Ketten quellen. Silberne Becher ergänzen die virtuelle Illusion in der Ausstellung »Die Abenteuer des jungen Marco Polo« des Potsdamer Filmmuseums. Sie knüpft an die beliebte ARD-Animations-Serie »Marco Polo« an, die vom Potsdamer Tony Loeser produziert wurde. Das Museum verbindet einen Blick hinter die Kulissen mit einer Reise auf den Spuren des legendären Entdeckers. Dafür verwandelte das Art Department des Studios Babelsberg die Räume in eine Traumlandschaft samt Marktplatz, Wüstensand und Sultans-Palast.

Mit der Eröffnung der Show am kommenden Samstag ist Potsdam um eine Attraktion reicher. Vor 18 Monaten schloss der Marstall seine Pforten. Die Brandschutzbehörde forderte von der Stiftung Preußische Gärten als Eigentümerin umfangreiche Umbauten. 1,5 Millionen Euro wurden investiert. Die ursprünglich für Ostern 2014 geplante Neueröffnung musste wegen zuvor nicht sichtbaren Schäden am Glasdach und den Leitungen im Unterboden verschoben werden.

Im Innern empfängt das Museum die Besucher in neuem Gewand. Durch die neue Farbgestaltung wirkt es heller. Im Kinosaal mit 147 Plätzen fand die Kino-Orgel aus dem Jahre 1929 nach einer Generalreinigung wieder ihren Platz. Die Vorführtechnik wurde auf digitale Projektion umgerüstet, das Kino kann jetzt 3D-Filme spielen. Ihrer Geschichte ist eine der ersten Reihen des Kinos gewidmet.

Es setzt auf die bewährte Mischung aus aktuellen Arthaus-Filmen, Angeboten für Kinder, Filmgesprächen sowie Begleitprogrammen zu den Ausstellungen. Die 2011 eingeweihte Dauerausstellung zu 100 Jahren Filmgeschichte in Babelsberg bleibt das Herzstück im Untergeschoss. Die obere Etage ist großen Wechselausstellungen vorbehalten. Auf »Marco Polo« folgt eine Erinnerung an die Filme, die das 11. Plenum des ZK der SED 1965 verbot. Sie entsteht in Kooperation mit der DEFA-Stiftung.

Es folgen Ausstellungen zur Szenographie im Film sowie 2016 zum »Tanz im Film«. Mit ihr gibt Professorin Ursula von Keitz, die neue Direktorin des Filmmuseums, ihren endgültigen Einstand. Von Keitz will an den drei Säulen des Museum - Sammlung, Museum und Kino - festhalten. Vor allem die wechselnden Ausstellungen im Foyer sieht sie als eine Bereich, in dem Studierende der Filmuniversität ihr Können präsentieren können.

Durch den Vorlauf von zwei Jahren bei der Organisation und für die Sponsorensuche wurden die anderen Projekte von der langjährigen Museumsleiterin Bärbel Dalichow angeschoben. Das Thema Tanz liegt auf der Hand - Skladanowskis »Serpentinentänzerin« gehört zu den ersten Filmstreifen. Die Medienwissenschaftlerin von Keitz will jedes Thema aus zwei Blickwinkeln angehen. Neben dem Spielfilm will sie das dokumentarische Schaffen in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Unterstützt wird sie dabei von den Mitarbeitern des Museums und Studenten der Filmuniversität »Konrad Wolf«. Seit 2011 gehört das Filmmuseum als Institut zur Uni, bis 2019 mit eigenem Haushaltstitel. Von Keitz lehrt dort seit dem 1. Oktober Filmforschung und Filmbildung im Museum. Im kommenden Jahr wird der Master-Studiengang »Filmkulturerbe« eingerichtet. Für die Studenten heißt das Learning by Doing, in der Praxis sammeln sie unschätzbare Erfahrungen für den späteren Beruf. Diese Lösung verstärkt leider auch die Tendenz, dass ausgebildete Dokumentare und Medienwissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt enorme Schwierigkeiten haben, mehr als einen Praktikumsplatz zu finden.

So bleibt nur zu hoffen, dass die Brandenburger Landesregierung weiter zu ihrer Finanzierungszusage für das deutschlandweit einmalige Museum steht. Und den Etat aufstockt, damit die wertvollen Sammlungen von Fachkräften für die Nachwelt erschlossen werden.

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