Giftiger Berg wird immer teurer
Entsorgung des belasteten Bodens im Tierpark könnte 2,4 Millionen Euro kosten
Der Tierpark hat etliche Probleme, eines davon ist besonders groß: Auf seinem nicht öffentlich zugänglichem Wirtschaftsgelände lagert ein riesiger Sandberg, hoch wie ein zweistöckiges Haus. Der Sand ist vergiftet, belastet mit unzulässig hohen Mengen an Schwefel, Blei, Quecksilber und PAK (polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe).
Rund 2,4 Millionen Euro könnte die Entsorgung des Dreckhaufens kosten, wie aus einem Schreiben des Senats an die Abgeordnete Silke Gebel hervorgeht. »Das sind 1,83 Millionen Euro mehr als ursprünglich angenommen«, so die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Bisher hatte der Senat mit bis zu 600 000 Euro Entsorgungskosten gerechnet.
Ein teures Erbe des früheren Zoo- und Tierparkdirektors Bernhard Blaszkiewitz. Dieser hatte offenbar den Riesenhaufen als Gratisspende von einem Charlottenburger Bauunternehmer angenommen, als Unterbau für die Huftiergehege. Ursprünglich war der Senat davon ausgegangen, dass 18 000 Kubikmeter Bauaushub zum Tierpark gelangt sind. Nach einem Gutachten lagern dort aber insgesamt 55 000 Kubikmeter, wie Umweltstaatssekretär Christian Gaebler der Abgeordneten auf ihre parlamentarische Anfrage mitteilte. Der Sand soll u. a. von einer Baustelle in der Flottwellstraße in Tiergarten und vom Bau der U 5 stammen.
»Für diese 55 000 Kubikmeter hätten mindestens 4000 Lkw unterwegs gewesen sein müssen«, hat Gebel ausgerechnet. Diese Unmengen an Abfällen und Schutt haben nicht unbemerkt auf das Tierparkgelände gebracht werden können, kritisiert sie das Verhalten der Umweltbehörden. Bereits im Juni 2013 habe es Hinweise gegeben, dass Blaszkiewitz Abfall im Tierpark entsorgt. In den Gehegen ausgestreut wurde das Material aber noch nicht.
»Die Allgemeinheit darf nicht auf den Kosten für die Entsorgung des belasteten Bodens sitzen bleiben«, fordert die Abgeordnete. Was aber mit dem Sandhaufen passiert, ist noch völlig unklar. Zunächst sei in Absprache mit dem Bezirk als Bodenschutzbehörde zu klären, heißt es im Brief der Senatsverwaltung an Gebel, »ob und ggf. wann und wie welche Menge des Bodens wegen nur geringer Belastung im Tierpark ordnungsgemäß verbaut werden kann«. Der Tierpark wollte sich zu den Summen nicht äußern. »Wir prüfen noch, wer das dahingebracht hat und wie wir es wieder loswerden«, hieß es in der Pressestelle.
Für Gebel ist klar, dass »allen voran der ehemalige Zoochef, aber auch die Baufirma und andere Verursacher zur Verantwortung gezogen und in Regress genommen werden und die Sandberge fachgerecht entsorgt werden müssen«. Seit Anfang dieses Jahres ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in der Angelegenheit gegen Blaszkiewitz, den technischen Leiter des Tierparks und die Firma, die den Sand geliefert hatte. Im Juli waren Räume in Zoo und Tierpark und auch Privaträume des ehemaligen Direktors durchsucht worden.
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