Kurdische Kämpfer erobern Sumar von IS zurück
Kurden drängen »Islamischen Staat« wieder ab / Volksschutzeinheiten nehmen wichtigen Hügel an der türkischen Grenze wieder ein / Ankunft von Peschmerga in Kobane offen
Update 18.25 Uhr: Kurdische Kämpfer haben nach wochenlangen Gefechten am Samstag eine Stadt im Nordirak aus der Gewalt der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Unterstützt durch Angriffe der US-Luftwaffe sei es gelungen, die Extremisten aus dem Zentrum von Sumar und aus elf umliegenden Dörfern zu vertreiben, sagte der Peschmerga-General Karim Atuti. Sumar liegt rund 60 Kilometer nordwestlich der vom IS im Juni eingenommenen Millionenstadt Mossul. Die Kurdenkämpfer hatten Sumar nach dem Rückzug der irakischen Armee zu Beginn der IS-Offensive besetzt. Nach weiteren Gebietsgewinnen der Dschihadisten mussten sich die Peschmerga im August aber in die autonome Kurdenregion im Nordirak zurückziehen. Seitdem gewannen die Kurdenkämpfer langsam wieder an Boden.
Kurden drängen IS wieder ab
Berlin. Die seit Wochen andauernden Luftschläge der internationalen Koalition bringen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der syrischen Kurdenenklave Kobane allmählich in Bedrängnis. Kurdische Kämpfer nahmen den Dschihadisten am Samstag weitere Gebiete ab. Nach Angaben eines kurdischen Aktivisten übernahmen die Volksschutzeinheiten (YPG) einen wichtigen Hügel am Rande des Ortes an der türkischen Grenze. Weiter offen blieb, wann die angekündigten 200 irakisch-kurdischen Peschmerga-Kämpfer zur Verstärkung der syrisch-kurdischen Volksschutzeinheiten nach Kobane gelangen.
Das Peschmerga-Ministerium der Autonomieregion Kurdistan in Erbil dementierte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa einen Bericht des Nachrichtenportals »Rudaw«, wonach sich 150 Soldaten bereits an diesem Sonntag auf den Weg in die Stadt machen wollen. Der Generalsekretär im Ministerium der kurdischen Streitkräfte, Dschabar Jawar, sagte, der Bericht sei falsch. Die Bewegung der Streitkräfte werde unter strengster Geheimhaltung erfolgen, da es sich hierbei um eine militärische Angelegenheit handele. Die Peschmerga sollen über türkisches Territorium nach Kobane gelangen. Die nötige Erlaubnis hat die türkische Führung in Ankara bereits erteilt.
Auch etwa 1.300 Kämpfer der Rebellengruppe »Freie Syrische Armee« (FSA) wollen sich den Kurden in Kobane anschließen. Am Freitag gaben die oppositionellen FSA-Kämpfer aus der Provinz Aleppo die Entscheidung zur Entsendung von Einheiten bekannt - zu denen auch gemäßigte islamistische Gruppen gehören. Kurdische YPG-Vertreter haben die syrischen Rebellentruppen aber gebeten, nicht über türkisches Territorium nach Kobane zu kommen, sondern die Dschihadisten von syrischem Gebiet aus anzugreifen.
Das amerikanische Militär und Verbündete flogen nach Angaben des US-Zentralkommandos in Tampa (Florida) am Freitag und Samstag einen weiteren Schlag gegen den IS nahe Kobane. 22 neue Luftangriffe gab es zugleich im Irak, die meisten davon nahe dem Mossul-Damm. Die Talsperre ist seit langem umkämpft. Ein Zusammenbruch des ohnehin maroden Dammes könnte Flutwellen von 20 Metern Höhe zur Folge haben, die die Kraft hätten, große Teile der Millionenstadt Mossul mitzureißen.
In Kobane konnten kurdische Kämpfer laut einem Aktivisten einige Gebiete wieder von den Dschihadisten zurückerobern. Darunter sei der strategisch wichtige Hügel von Tell Schair, sagte Farhad Schami aus Kobane der dpa. Mindestens drei Großangriffe auf das Stadtzentrum seien am Freitagabend abgewehrt worden. Laut »Rudaw« wurden bei den Kämpfen um Tell Schair mindestens elf IS-Kämpfer und vier YPG-Milizionäre getötet.
Vor wenigen Tagen hatten IS-Einheiten einen rund drei Kilometer langen Korridor von dem Hügel Tell Schair bis zur Stadtgrenze eingenommen. Der Korridor im Westen diente den kurdischen Verteidigern unter anderem als Landestreifen für die am vergangenen Montag von US-Flugzeugen abgeworfenen Waffenlieferungen an die Kurden sowie als Pufferzone zum Grenzübergang in die Türkei. Die Terrororganisation Islamischer Staat kontrolliert seit Juni große Gebiete in Syrien und im Irak. Im August begannen im Irak die internationalen Angriffe gegen die Dschihadisten, seit Ende September fliegt die Koalition auch Kampfeinsätze in Syrien. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.