Der Haussegen bei der AfD hängt schief
Fraktionschef Alexander Gauland droht mit möglichem Neuaufbau des Kreisverbandes Uckermark
Nachdem der AfD-Kreisverband Uckermark am Montag seinem wegen des Antisemitismusverdachtes schwer in die Kritik geratenen Kreisvorsitzenden mehrheitlich in seiner Funktion bestätigt hat, ist die Landtagsfraktion alarmiert. Fraktionschef Alexander Gauland sprach von »Kollegen, welche die Politik der AfD nicht begriffen« haben. Er stellte den völligen Neuaufbau des gesamten Kreisverbandes in den Raum.
Gauland unterstrich, er bleibe bei seiner Haltung, dass der Kreisvorsitzende Jan-Ulrich Weiß ausgeschlossen werden müsse. Es könne keinen Zweifel daran geben, dass Weiß antisemitische Karikatur im Internet veröffentlicht habe. Die AfD werde sich nach Rechtsaußen abgrenzen, auch wenn das »einige nicht kapieren«.
Gemünzt war das offenbar auf die Teilnehmer der uckermärkischen AfD-Mitgliederversammlung am Vortag. In einer geheimen Wahl hatte die Mehrheit der Teilnehmer dem aus Templin stammenden Kreischef ihr Vertrauen ausgesprochen, sechs Mitglieder gaben ihren Austritt bekannt. Aber auch die hatten bekundet, hinter ihrem Kreischef zu stehen, ihr Austritt sei als Kritik an der Landesführung zu verstehen. Ein AfD-Mitglied aus Schwedt hatte zuvor beantragt, Weiß im Zusammenhang mit dem Antisemitismusvorwurf von seinem Amt zu entbinden. Die Verteidiger des Kreischefs argumentierten, die Zeichnung besitze »keinen Bezug zum Antisemitismus«, sondern stelle den »skrupellosen Kapitalismus schlechthin« dar. Gegen ihn sei eine »Hatz« im Gange.
Fraktionschef Gauland erklärte, mit den uckermärkischen Parteimitgliedern sprechen zu wollen. Er führte die Zerwürfnisse darauf zurück, dass die AfD eine »junge Partei« sei, bei der eben verschiedene Menschen sich das Ihre denken würden. »Es kann sein, dass wir in der Uckermark einen neuen Kreisverband aufbauen müssen.« Der Landesvorstand habe den Parteiausschuss von Weiß beschlossen, sämtliche Kreise, mit Ausnahme der Uckermark, hätten dem zugestimmt. Mit dem Vorgang beschäftige sich nun das Landesschiedsgericht.
Zuvor war Weiß in die Schlagzeilen gelangt, weil er eigentlich als Nachrücker in den Landtag einziehen sollte. Ein anderes AfD-Mitglied mit Namen Stefan Hein, hatte Interna über die politische Vergangenheit von Fraktionsmitgliedern an den »Spiegel« gegeben. Hein ist im Übrigen der Sohn der Lebensgefährtin von Gauland. Weil Heins Verzicht auf das Landtagsmandat aber Weiß den Einzug ins Parlament ermöglicht hätte, wurde doch davon Abstand genommen. Hein gehört nun dem Landtag an, nicht aber der AfD-Fraktion.
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