Peschmerga-Verstärkung rückt in Kobane ein

150 Verteidiger stärken Widerstand in belagerter Stadt / Terrormiliz IS wächst laut UNO durch nie dagewesenen Zulauf - bereits 15.000 ausländische Kämpfer rekrutiert

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die seit Tagen erwartete Verstärkung für die kurdischen Verteidiger der nordsyrischen Stadt Kobane ist offenbar eingetroffen. Im Schutz der Dunkelheit erreichte ein Konvoi mit Peschmerga-Kämpfern die belagerte Stadt, während Kampfflugzeuge der internationalen Koalition Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat angriffen. Nach tagelangem Warten machte sich der aus dem Nordirak über die Türkei in Marsch gesetzte Konvoi mit rund 150 Peschmerga-Kämpfern auf den Weg in das belagerte Kobane. Für ihren Kampf gegen die IS hatten die Peschmerga auch schwere Waffen mitgebracht. Auf dem Weg zur Grenze jubelten kurdische Zivilisten den Kämpfern zu. Später bestätigte ein Sprecher der Kurden, dass der Konvoi sicher in der Stadt eingetroffen sei.

Der IS belagert die vor allem von Kurden bewohnte Stadt seit Wochen. Die Extremisten beherrschen in Syrien bereits rund ein Drittel der Fläche des Landes. Ein Sieg in Kobane wäre für den IS militärisch, vor allem aber auch symbolisch ein großer Erfolg, da selbst US-Luftangriffe sie nicht hätten aufhalten können. Die Regierung in Ankara hatte ihre Erlaubnis gegeben, dass die Peschmerga-Kämpfer über ihr Staatsgebiet nach Kobane verlegt werden dürfen. Sie tut sich jedoch mit jeder Hilfe für die kurdischen Volksschutzeinheiten dort schwer, da diese mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind. Die PKK ist in der Türkei als Terrororganisation verboten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf dem Westen vor, sich im Kampf gegen den IS nur auf Kobane zu konzentrieren. »Die Leute reden nur über Kobane, das an der Grenze zur Türkei liegt und wo fast niemand mehr ist«, sagte er in Paris. »Warum wird dauernd Kobane bombardiert? Warum nicht auch andere Städte wie Idlib?« Idlib wird von der syrischen Regierung kontrolliert. Die Türkei hat im syrischen Bürgerkrieg vor allem das Ziel, das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu stürzen.

Die Vereinten Nationen sahen derweil einen nie dagewesenen Zulauf von ausländischen Kämpfern bei der IS, bedingt durch die militärischen Erfolge der IS im Irak und in Syrien. Die UN warnen nach einem Bericht, 15.000 Männer und Frauen seien in die beiden Länder gezogen, um dort für die Terroristen oder andere extremistische Gruppen zu kämpfen. Die britische Tageszeitung »Guardian« zitierte aus dem UN-Bericht, die ausländischen Kämpfer im Irak und Syrien stammten aus 80 Ländern. »Die Zahlen seit 2010 übertreffen nun um ein Mehrfaches die Summe der ausländischen terroristischen Kämpfer zwischen 1990 und 2010 - und wachsen weiter«, heiße es in dem Papier der Vereinten Nationen.

Eine Liste der Länder, aus denen die Dschihadisten kommen, enthalte es nicht. Es gebe aber Beispiele von Kämpfern aus Frankreich, Russland und Großbritannien. Dem Verfassungsschutz zufolge sind bisher nachweislich 450 vor allem junge Menschen aus Deutschland nach Syrien und in den Irak gegangen, um dort für Extremisten zu kämpfen. Die Propaganda des IS in verschiedenen Sozialen Netzwerken des Internets spiegele wider, dass seine Mitglieder jung und international seien, heißt es laut »Guardian« in dem UN-Bericht weiter. Der IS habe allein vom Lösegeld für entführte Geiseln inzwischen ein Geldpolster von 45 Millionen US-Dollar angespart. dpa/nd

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