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Töten aus Langeweile?

Krankenpfleger könnte mehr als hundert Menschen umgebracht haben

  • Lesedauer: 2 Min.

Oldenburg. Es ist eine grausige Vorstellung: Auf der Intensivstation des Klinikums Delmenhorst könnten viele Patienten gestorben sein, weil ein Krankenpfleger ihnen ohne ärztliche Genehmigung ein Medikament spritzte, das tödliche Herz- und Kreislaufprobleme auslösen kann. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg weitere Ermittlungen gegen den 38-Jährigen wegen mehrfachen Mordverdachts eingeleitet. Es könnten über 100 Fälle sein, sagte am Mittwoch der Sprecher der Behörde, Martin Rüppell.

Der Angeklagte soll sich nach Aussagen von Mithäftlingen mit seinen Taten gebrüstet und sich »als größter Serienmörder der Nachkriegsgeschichte« bezeichnet haben. Laut Anklage soll der 38-Jährige das Medikament nicht aus Mitleid mit den Schwerkranken verabreicht haben, sondern um seine Fähigkeiten bei der Reanimation vorführen zu können, später auch aus Langeweile.

Der 38-Jährige muss sich seit September vor dem Landgericht Oldenburg verantworten. Ihm wird dreifacher Mord und zweifacher Mordversuch vorgeworfen. Wegen einer ähnlichen Tat war der Mann bereits 2008 zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Einen Verdacht auf weitere Fälle hatten die Ermittler schon damals, er ließ sich nach Polizeiangaben aber nicht erhärten.

Ein Sachverständiger solle jetzt alle Todesfälle im Klinikum Delmenhorst in der Zeit von März 2003 bis Juni 2005 untersuchen, in denen der Krankenpfleger zum Zeitpunkt des Todes eines Patienten oder unmittelbar davor Dienst hatte, sagte Rüppell. Ermittelt werde in den Fällen, in denen der Gestorbene nicht feuerbestattet wurde. Ein jeweiliges Gutachten solle dann klären, ob der Tod des Patienten sich durch seine Grunderkrankung erklären lasse. Sei dies nicht eindeutig nachzuweisen, solle der Leichnam exhumiert werden. Bei einer Obduktion werde untersucht, ob ihm das nicht verordnete Medikament verabreicht wurde, sagte Rüppell. »Wenn der Patient unmittelbar daran gestorben ist, können wir das Medikament noch nachweisen.«

Die neuen Ermittlungen wurden durch verschiedene Zeugenaussagen während des Prozesses gegen den 38-Jährigen erforderlich. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Nahezu gelangweilt verfolgt der Mann die Verhandlungstage. dpa/nd

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