Keine Jubiläumskolumne
Martin Leidenfrost über einen österreichischen Cola-Automaten, eine Kirche in Marienborn und ein tschechisches Bordell
Ich bin der übliche Verdächtige, und doch fällt mir nichts zum Jubiläum der europäischen Wende ein. Im Herbst 1989 erlebte ich nichts. Ich war siebzehn, saß in meinem niederösterreichischen Elternhaus, 87 Kilometer von der tschechoslowakischen Grenze, und sah das alles im Fernsehen. In Österreich war kein Umbruch. Meine größte Sorge war, dass ich als Schulsprecher meiner Klosterschule für einen Cola-Automaten kämpfen musste. Ich selbst wollte keinen Cola-Automaten, meine Wähler wollten ihn. Bald darauf zog ich mich aus der Politik zurück.
Und doch wurde ich zum üblichen Verdächtigen. 2004 zog ich aus Wien nach Osten, in die slowakische Plattenbausiedlung Devínska Nová Ves, auf die eiternde Naht des Eisernen Vorhangs. Vorher und zwischendurch durchlief ich Stationen in Berlin, Kiew und Brüssel, und ich begann ein europäisches Wanderleben, das mir den Rohstoff meiner Geschichten liefert - Geschichten, die von nun an auch im »neu...
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