»Punk hat viele widersprüchliche Inhalte.«

Rapcrew Antilopen Gang über Punk, Drogen und Politik.

  • Alexander Nabert
  • Lesedauer: 15 Min.
Die Antilopen Gang hat am 07. November ihr erstes Album als Antilopen Gang veröffentlicht: »Aversion«. Die drei Rapper Panik Panzer, Danger Dan und Koljah produzieren seit rund 10 Jahren in verschiedenen Konstellationen gemeinsam oder allein diverse Alben und EPs, bis zum seinem Suizid 2013 auch mit NMZS, der ursprünglich vierten »Antilope«. Das neue Album beschreiben die Künstler als ihr bisher politischstes. Es erscheint beim Tote Hosen Label JKP.

Hallo Panik Panzer, Danger Dan und Koljah, herzlichen Glückwunsch zum Aversion-Release! Seid ihr erleichtert?
Danger Dan: Ich bin immer noch angespannt und hätte gehofft jetzt erleichterter zu sein. Wir haben die fertige Platte ja schon früher gehört. Ich hatte die Vinyl letzte Woche im Regel. Es hat sich nur formell was geändert, was aber praktisch noch keine großen Auswirkungen hat. Ich glaube, dass ich heute nach der Release-Show erleichtert sein werde. Ich bin ein bisschen aufgeregt, muss ich zugeben.

Panik Panzer: Ich war sehr erleichtert heut' Nacht. Aber ich bin gerade wieder ein bisschen ent-euphorisiert, weil ich irgendwo eine Kritik gesehen habe. Gegen sowas muss ich mich erstmal immunisieren. Ich bin noch kein professioneller Künstler, der sich gegen Kritik abgeschottet hat. (lacht)

Mit dem Auftakt des Albums »Die neue Antilopen Gang« markiert ihr einen Wendepunkt eurer Entwicklung, rekapituliert die Vergangenheit und macht zynische Kommentare über eure Unterschrift beim Tote-Hosen-Label JKP. Wie kam es dazu?
Koljah: Es gab schon seit 3 Jahren einen ganz losen Kontakt zu dem Label, weil ich als alter Tote Hosen-Fan und Düsseldorfer meine Liebe zu den Toten Hosen schon mal öffentlich gestanden habe und die das mitbekommen habe. Ich hab damals den Song »Die Toten Hosen« gemacht. Damals haben die uns eher für so Freaks gehalten, die halt lustig sind, aber nicht so richtig ernst zu nehmen. Als es im letzten Jahr alles größer wurde und wir auch in Radio-Sendungen eingeladen wurden, hat der JKP-Boss uns zufällig gehört als wir bei Radio Fritz waren. Er hat sofort verstanden: »Die Antilopen Gang ist das Ding der Zukunft und die muss ich wegsignen«. Wir waren mit vielen anderen Labels im Gespräch, das haben wir alles abgeblasen.

Danger Dan: Es war wirklich während der HipHop Radio-Sendung mit Visa Vie, dass der Geschäftsführer von JKP eine SMS an Koljah in die Radio-Sendung geschickt hat. Das war live und er schrieb: »Jungs, das ist ja geil. Lasst uns einen Kaffee trinken!«.

Er »peilt die Gang«, ja?

Koljah: So weit das geht als Außenstehender.

Panik Panzer: Es ist ja nicht das einfachste, die Gang zu peilen. Aber er hat's geschafft.

Koljah: Vielleicht peilt er die Gang mehr als die Gang sich selbst peilt.

Danger Dan: »Die Gang zu peilen« ist der Versuch, auf einen Würfel zu gucken und zu sagen, welche Zahl da ist. Dabei ist von jeder Perspektive eine andere Zahl drauf. Das ist das Problem. Man kann die Gang nicht peilen.

Koljah, in dem Lied was du gerade angesprochen hast, hast du schon 2010 in deinem Lied den Toten Hosen attestiert, dass sie sich immer treu geblieben wären. Was heißt das für euch als Musiker: sich treu bleiben?

Koljah: Es ist eigentlich gar nichts positives, sich treu zu bleiben. Ich hab das zwar da gesagt, finde es aber eigentlich eher unangenehm, wenn Leute als Gütesiegel sagen, sie seien sich immer treu geblieben, ich hab mich nie verraten. Man kann auch Einstellungen zu Dingen ändern. Man kann flexibel sein. Und wenn sich die Umstände ändern, ändern sich auch Menschen. Deshalb ist sowas wie treu bleiben oder »Ideale nicht verraten« nichts was ich gut oder wichtig finde. Für uns heißt das, das wir immer noch unser Ding machen, auch wenn wir jetzt bei einem Label sind. Wir lassen uns in unseren Kram nicht reinreden. Nichts desto trotz gibt es auch immer wieder Brüche und Veränderungen bei uns. Ich hab mal gerappt »Politischer Rap ist wack«, jetzt haben wir »Beate Zschäpe hört U2« gemacht.

Ihr seid jetzt bei dem Label und habt dieses Jahr was mit der Punkband »Love A« gemacht und werdet jetzt immer mehr und immer häufiger mit der Vokabel »Punk« beschrieben. Fühlt ihr euch auch selbst als rappende Punks oder Rapper die auch Punks sind?

Panik Panzer: Wir kokettieren auf jeden Fall mit diesem Image. Aber wenn ich mir unser Album so anhöre, da muss man ehrlich sagen: Mit Punk hat das nichts zu tun, was wir machen. Die Stellen, die als Punk beschrieben werden, sind eher ganz seichter Poprock.
Koljah: Zumindest musikalisch.

Danger Dan: Also wenn das Punk ist, dann find' ich Punk scheiße.

Koljah: Man muss aber auch sagen: Das ist gerade etwas, was alle von einander abschreiben. Bis zu diesem Album hat keiner gesagt, dass wir Punk und Rap verbinden. Wir haben bei den Hosen unterschrieben. Aber niemand hält die heute noch für das Paradebeispiel für eine Punk-Band.

Panik Panzer: Allerdings ist das schon uns selbst zuzuschreiben. Wir haben in unserem Pressetext abgesegnet, dass es auch Einflüsse aus dem Punk gibt. Außerdem refferenzieren wir viel aus dem Punk. Das kommt nicht aus dem Nichts.

Danger Dan: Wir haben in den Jahren bevor wir auf dem »Splash«-Festival spielten auf vielen Punk-Festivals gespielt. Da waren nur Punk-Bands und wir. Wir haben definitiv mehr Punker im Publikum als jede andere Hip Hop Band in Deutschland. Es ist nicht falsch uns da irgendwie in so eine Ecke einzuordnen. Was Koljah und Panik Panzer meinen ist, dass echter Punk noch viel wichtiger ist, als das, was wir selber machen.

Koljah: Es kommt drauf an, ob man das musikalisch sieht, oder inhaltlich. Wir sind halt 'ne Punk-Band, aber machen Rap.

Danger Dan: Ich weiß nicht, ob Punk einen Inhalt hat.

Koljah: Punk hat viele widersprüchliche Inhalte. Punk ist auch per se nichts politisches.

Danger Dan: Vielleicht sind wir so eine Art »Ton Steine Scherben« in 2014. Also: Ein bisschen dumm, ein bisschen poppig.

Panik Panzer: Ich glaub »Ton Steine Scherben« waren zu ihrer Zeit auch scheiße und sind erst Jahre später cool geworden. Da wurde dann das, was mal war, im Nachhinein romantisiert.

Koljah: Bei uns gibt’s nicht so Deutschtümmellei, wie bei den Scherben.

In der schon angesprochenen Zusammenarbeit mit der Punk-Band »Love A« gibt es von dir, Danger Dan, die Textzeile »Und das Liebeslied enttarnt sich als Kriegsmelodie wenn das MDMA nicht mehr wirkt«. Hättest du das schon vor deinem Umzug nach Berlin schreiben können?

Danger Dan: Ja, hätte ich schon. Ich bin auch unter anderem nach Berlin gezogen, weil viele Freunde von mir in Aachen ständig auf MDMA waren und mich damit genervt haben. Ich bin nach Berlin gezogen, weil hier Menschen waren, die für mich ein Anker waren. Aber mir ist auch aufgefallen, dass hier viele Leute MDMA nehmen und dumm sind.

Panik Panzer: Das hätte ich dir auch vorher sagen können.

Danger Dan: Ich bin direkt in so einer Techno-WG gelandet. Wir waren sieben Leute, und davon waren vier Techno-DJs, ein Clown und eine Künstlerin. Ich kenne aber in Berlin mehr drogenfreie Menschen, die ich mag.

Mit älteren Liedern wie »Politischer Rap« oder »Eure Führer« übt ihr Kritik an dem Mainstream des Polit-Raps. In viele eurer alten Lieder wird eine politische Haltung reininterpretiert, bei Songs wie etwa »Beate Zschäpe hört U2« werdet ihr mittlerweile so explizit, dass es kaum auf die Interpretationen des Publikums abwälzbar ist. Wie politisch ist eure Musik heute, 2014, auf »Aversion«?

Koljah: Das Album ist auf jeden Fall das politischste, was wir je gemacht haben.

Panik Panzer: Es ist auch das politischste, was wir jemals gemacht haben werden.

Koljah: Das weiß man nicht.

Danger Dan: Naja, wenn die Faschisierung Europas …

Koljah: … vielleicht spaltet sich die Antilopengang ja auch noch weiter. Aber jetzt mal im Ernst: Wir haben auf der Platte durchaus politischere Statements, als wir das lange Zeit gemacht haben. Aber ich würde immer noch nicht die Schublade »Polit-Rap« für uns aufmachen wollen. Wenn Dinge politisch sind, die wir für mitteilenswert halten, dann machen wir das halt.

Danger Dan: Ich fände es schrecklich, wenn wir so ein Album abliefern, das ein Statement ist, was in den politischen Zeitgeist passt und wir dann in Interviews zurückrudern würden. Koljah: Wir haben jahrelang gesagt: Wir grenzen uns von Polit-Rap und dessen Hörern ab. Da war dann vielleicht auch ein bisschen der Fehler, dass wir uns in dieser Abgrenzung verloren haben. Mittlerweile ist es uns egal. Wir machen einfach das, worauf wir Bock haben und denken nicht mehr drüber nach, ob das jetzt Polit-Rap ist was wir gerade machen. Wir sind ehrlicher geworden.

Danger Dan: Wenn Fard und Snaga jetzt auch Polit-Rapper sind, muss ich mich sehr deutlich davon abgrenzen.

Am Jahrestag der Reichspogromnacht, dem 09. November – zwei Tage nach eurem Release will Jürgen Elsässer, dem ihr in »Beate Zschäpe hört U2« eine Zeile widmet, gemeinsam mit verschwörungsideologischen »Reichsbürgern« im Berliner Regierungsviertel demonstrieren. In einem Video zum neuen Album macht ihr euch über »Reichsbürger«-Demonstration im Hintergrund lustig. Was kann Kunst gegen solche Ideologien erreichen?

Koljah: Das ist überhaupt nicht die Aufgabe von Kunst. Kunst genügt sich selbst. Wenn man Kunst für irgendwelche Zwecke funktionalisieren würde, wäre das keine Kunst mehr, sondern Propaganda. Nichts desto trotz kann Kunst eine Aussage haben und Leute zum Nachdenken animieren. Das geschieht dann über die Interpretation von Kunst. Kunst muss keine Botschaft und keine Aussage haben.

Danger Dan: Funktionalisierte Kunst ist ein Widerspruch in sich. Entweder du machst Kunst oder du machst Politik. Oder Provokation. Kunst darf sowas nicht intendieren, sonst funktioniert sie nicht mehr. Trotzdem können solche Lieder wie »Beate Zschäpe hört U2« dazu beitragen, dass sich Leute sensibilisieren.

Koljah: Und auch so ein Lied enthält ja keine Handlungsanweisung. Wir sagen nur unsere Meinung.

Ihr rappt aber schon bezogen auf Verschwörungsideologen »Man kann und darf mit diesen Leuten gar nicht erst reden.«

Koljah: Okay, kann man so lesen. Wir polemisieren gegen bestimmte Dinge, sagen was wir davon halten, aber wir machen jetzt nicht so Agit Pop nach dem Motto »Geht auf die Straße – wehrt euch gegen die Nazis!« - das wäre ja vielleicht auch ein bisschen langweilig.

Auf dem Album findet sich auch »Da braucht man gar nicht drüber reden: Wenn die Massen sich erheben, schmeiss' ich aus'm Flugzeug eine Brandbombe auf Dresden«. Was haltet ihr von Anne Helm, der Neuköllner Kommunalpolitikerin, die anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens mit entblösstem Oberkörper und der Aufschrift »Thanks Bomber Harris« gegen das vermeintlich verklärende Gedenken protestierte?

Panik Panzer: Ich bin mal auf die gestoßen, weil sie auch Synchronsprecherin ist. Und ich find die Stimme so toll. Ich hab mich ganz kurz in die Stimme verliebt und mal recherchiert wer das ist.

Koljah: Gut sie war bei den Piraten, das macht sie jetzt nicht unbedingt so sympathisch. Gegen die Aktion kann man erst mal nicht so viel sagen, das ist ja ein guter Slogan. Aber nachdem es öffentlichen Druck gab, hat sie sich dann so seltsam davon distanziert und das wieder zurückgenommen. Das fand ich schade. Wenn es etwas gibt, wovon man sich nicht distanzieren sollte, dann ist das so eine Aussage.

Danger Dan: Das wohl wichtigste an dieser Aktion war der Streit, der dann innerhalb der Piratenpartei entstand. Dieser hat die Partei auch als das entlarvt, was sie ist: Ein pluralistischer Haufen, der keine politische Ausrichtung hat und auch durchaus mit Idioten kooperiert.

Im gleichen Lied »Anti-Alles-Aktion« rappt ihr, ihr würdet gemeinsam mit der Polizei gegen die Blockupy-Proteste in Frankfurt kämpfen und die »Wutbürger von Stuttgart 21« verprügeln. Was kritisiert ihr an solchen Bewegungen?

Danger Dan: Also Blockupy fand' ich schon besonders dumm. Diese Idee es gäbe irgendwie 99% von Unterdrückten, die von einem Prozent Reicher unterdrückt werden – ein besseres Beispiel für verkürzte Kapitalismuskritik gibt’s eigentlich gar nicht. Da würde auch die NPD unterschreiben und mitmachen.

Koljah: Das ist ja auch schon fast Antisemitismus. Da ist ja schon der Aufruf zum Pogrom impliziert.

Danger Dan: Das das überhaupt noch geht, dass Linke sich auf so einen Unsinn einigen können, hat mich krass verwundert. Da bin ich dann doch sehr froh über Rechtsstaatlichkeit, über Polizisten, die diese Leute dann im Zaum halten. Und ich würde auch tatsächlich, wenn diese Leute sich erheben und das umsetzen wollen, was da zwischen den Zeilen angekündigt wird, dieses reiche eine Prozent – wer auch immer das sein soll – wenn die die jetzt lynchen würden, würde ich auch auf der Seite der Polizei gegen sie kämpfen. Mit Waffengewalt.

Koljah: Ich muss sagen: mich hat's überhaupt nicht verwundert. Sondern das steht in der Tradition einer Linken, die in Deutschland spätestens seit 68 antisemitisch durchsetzt ist. Das passt dazu. Diese ganzen Proteste, die so tun als könne man nur »das Finanzkapital« kritisieren, die ein Bild von »guter Kapitalismus gegen schlechter Kapitalismus« zeichnen, bieten genau den Anknüpfungspunkt für Antisemitismus. Die Vorstellung, dass 1% von Menschen die Welt regiert, zeigt auch ein Weltbild, das völlig krude und absurd ist. Das meinte ich mit »das ruft ja schon fast zum Pogrom auf«. Was ist denn die Konsequenz daraus, wenn man sagt, 1% regieren die Welt? Heißt das, man muss jetzt nur dieses eine Prozent abschlachten und dann ist wieder alles gut? Beim Kapitalismus geht es ja nicht um persönliche Herrschaftsstrukturen, sondern das ist ein abstraktes System.

Danger Dan: Da wo solche abstrakten Probleme auf irgendwelche Minderheiten oder am Ende noch die Juden projiziert werden, bin ich aus dem Spiel raus und hab keine Lust darauf. Ich bin dann sehr skeptisch und bei mir gehen die Alarmglocken an. Und im Fall von Antisemitismus sind Juden die, die als Juden angegriffen werden. Das hat nichts mit Religion zu tun.

Panik Panzer: Um noch ein mal kurz etwas unpolitisches zu sagen: Stuttgart 21 ist ein sehr notwendiges Projekt. Wir hatten mal einen Auftritt in Baden-Württemberg, waren an diesem schrecklichen Kopfbahnhof, der so scheiße aufgebaut ist, dass wir halt knallhart unseren Anschlusszug verpasst haben und zu spät zum Soundcheck gekommen sind. Da wurde mir klar, dass ein moderner Bahnhof dieser Stadt gut tun würde. Da muss ich mal eine Lanze brechen für Stuttgart.

Danger Dan: Das Problem ist das gleiche. Da haben sich die Leute aufgeregt und gesagt: Die Reichen machen da irgendwelche Prestigeprojekte und die Armen kriegen nichts ab. Es ging nicht um irgendwelche Käfer in irgendwelchen Bäumen. Der ganze Links-Deutsche Mob konnte sich darauf einigen. So furchtbar lächerlich dieser Protest. Und am Ende sieht man auch, wenn man das demokratisch löst, dass die auch die Minderheit waren. Die ganze Zeit schreien die »Wir sind die Mehrheit« und dann sieht man halt, wenn es zu einer Abstimmung kommt, dass sie die Minderheit sind.

Panik Panzer: Man kann sich auch auf YouTube ganz wunderbar diese empörte Masse angucken. Da kann ich mich ein bisschen gruseln und es ist so ein bisschen Entertainment. Es gibt so ein Video von so einer Frau, die hat einen Plastik-Pimmel auf dem Kopf bei den Protesten und schreit hysterisch einen Bullen an: »Ihr hättet mich erschossen! Ihr hättet mich erschossen!« - So stell ich mir den Protest da vor.
Danger Dan: Das hat was von HoGeSa in bürgerlich.

Koljah: Da muss man sich mal vorstellen, wie bescheuert die Leute sind. Da sollen die einen richtig geilen Bahnhof kriegen statt dem allerletzten Scheißbahnhof. Und dann sagen die »Ja, nein, unsere Tradition... und das war schon immer so und muss auch immer so bleiben«. Das ist blöde Besitzstandwahrung.

Panik Panzer: Antifortschrittliche Kacke.

Mit »Chamäleon« wendet ihr euch auch gegen Sexismus und Homo-, und Transphobie. Das sind Diskriminierungsformen die am deutschen Hip Hop selbst viel kritisiert werden. Sind eure Lieder auch an die Hip Hop Szene selbst gerichtet?

Danger Dan: Ich es in dem Fall schade, die Hip Hop Szene so stark in den Fokus zu nehmen und sie damit aus der Gesamtgesellschaft rauszulösen. Und dann zu glauben, die Hip Hop Szene hätte ein Problem mit Transphobie oder Sexismus. Ich glaube, das kannst du nicht in Subkulturen verankert. Das Problem ist ein viel Größeres.

»Aversion« ist euer erstes Album seit dem Tod eures ehemaligen Bandmitgliedes NMZS. Jakob ist insgesamt sehr präsent auf dem Album. Wird das auch bei künftigen Projekten so sein?

Panik Panzer: Das lässt sich nicht prognostizieren. In der Situation, in der wir das Album schrieben, hat es Sinn ergeben. Und deswegen hat es auch seinen Platz gefunden. Und wie das jetzt weitergeht wissen wir nicht.

Danger Dan: Es wäre Quatsch zu sagen, das muss jetzt das Dogma auf allen Alben sein. Das würde auch irgendwann total unpersönlich. Genau so wäre es Quatsch zu sagen, wir müssten das jetzt alles raus zensieren. De facto ist das das erste Album seit seinem Tod und das erste Album was wir in einer Trauerphase geschrieben haben. Da ist es klar, dass er viel Raum auf dem Album bekommen hat – und auch musste. Wir hätten auch kein anderes Album schreiben können in dem Moment.

Das heißt, ihr wisst auch noch nicht, was die nächsten Projekte nach Aversion sind?

Danger Dan: Wir haben ein paar mal gesagt: Das nächste Album muss härter werden – musikalisch und inhaltlich. Also: Anstatt »Brandbomben« vielleicht »Atombomben« auf Dresden. Und statt E-Gitarren vielleicht nur noch Störgeräusch, so Zahnarztbohrer oder so. (lacht)

Panik Panzer: Nach dem Album ist vor dem Album. Wir haben das nächste im Kopf und werden irgendwann anfangen zu schreiben und zu produzieren. Es gibt auch noch jede Menge Solo-Material. Es gibt viel zu tun.

Danger Dan: Vielleicht wird’s auch ein Buch oder ein Theaterstück. Und zwar wird das Buch: »Krücke, der Humpelpunk« heißen.

Das Interview führte Alexander Nabert am 07. November, dem Tag des Albenstarts im Vorfeld des Realesekonzertes im Lido in Kreuzberg.

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