Berlin sucht Wohnungen für Flüchtlinge
Integrationsbeauftragte: »Eine eigene Wohnung ist die Grundbedingung für ein menschenwürdiges Leben«
Berlin. Für die Unterbringung von Flüchtlingen sucht das Land Berlin nun auch verstärkt private Wohnungen. »Eine eigene Wohnung ist die Grundbedingung für ein menschenwürdiges Leben«, sagte die Berliner Integrationsbeauftragte Monika Lüke am Donnerstag in der Hauptstadt. Seit Februar 2014 seien in der Bundeshauptstadt knapp 1.000 Flüchtlinge in 275 Wohnungen vermittelt worden. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen wachse der Bedarf jedoch.
Nach Angaben des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF) suchen in Berlin derzeit rund 2.500 Flüchtlinge eine eigene Wohnung. Darunter seien zahlreiche Familien mit Kindern, für die eine private Unterkunft besonders dringend gebraucht werde. Da große Wohnungen in der Stadt jedoch knapp sind, seien Flüchtlingsfamilien bislang besonders schwer zu vermitteln, sagte EJF-Geschäftsführer Andreas Eckhoff. Das EJF engagiert sich seit langem für Flüchtlingsunterkünfte in Berlin und betreibt dafür auch eine eigene Beratungsstelle.
Das Büro der Integrationsbeauftragten und das EJF wollen nun mit einer gemeinsamen Kampagne mehr private Vermieter motivieren, Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Bis zum Jahresende sollen auf U-Bahnhöfen und in U-Bahn-Wagen rund 800 Plakate unter dem Motto »Vermieten Sie Wohnraum - helfen Sie Flüchtlingen!« dafür werben. Interessierte Vermieter können sich dazu an das EJF wenden.
Lüke verwies darauf, dass laut Gesetz neu ankommende Asylbewerber zunächst sechs Wochen in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sein müssen. Danach haben Flüchtlinge das Recht, in einer Wohnung zu leben. Während des Asylverfahrens werden die Kosten für die Miete vollständig erstattet.
So werde für einen Ein-Personenhaushalt eine Bruttowarmmiete von 420 Euro aus dem Mitteln der Senatsverwaltung für Soziales gezahlt. Mit jeder weiteren Person erhöhe sich der Betrag um 100 bis 110 Euro, betonte Eckhoff. Bei den bislang an Flüchtlinge vermittelten 275 Wohnungen handelte es sich um 120 Einzimmer-Wohnungen und 150 Mehrzimmer-Wohnungen. Die Mieter kamen vor allem aus Tschetschenien, Syrien, Afghanistan, dem Iran und Pakistan.
Die von Privatvermietern angebotenen Wohnungen würden von EJF-Mitarbeitern zunächst in Augenschein genommen. Sie sollten in einem »gebrauchsfertigen Zustand« sein und auch über eine Spüle und einen Herd verfügen, hieß es. Über das EJF nicht vermittelt werden dagegen einzelne Zimmer in Privatwohnungen. »Es geht um einen abgeschlossenen Wohnungszugang, nicht um den Anschluss in Familien«, betonte der EJF-Referent für Migration und Flüchtlingshilfen, Ewald Möller.
Das Land Berlin geht derzeit von 12.000 neuen Asylbewerbern im Jahr 2014 aus. Bis Jahresende sollen 2.200 zusätzliche Unterkünfte geschaffen werden. So sollen unter anderem kurzfristig Wohncontainerdörfer an sechs verschiedenen Standorten errichtet werden. »Wir wollen einen anderen Weg gehen«, begründete Lüke die Kampagne für die Suche nach mehr privaten Wohnraum für Flüchtlinge. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.