Geld für Garnisonkirche gebunkert
LINKE beschwert sich, dass der Bund sechs Millionen Euro für den Wiederaufbau zurücklegt
»Kaum Spenden, da muss mal wieder Staatsknete her«, beschwert sich Sascha Krämer, LINKE-Kreisvorsitzender von Potsdam. »Circa 1,3 Millionen Kulturdenkmäler gibt es in Deutschland. Ein Drittel davon gilt als gefährdet oder dringend sanierungsbedürftig. Statt deren Erhalt zu sichern, soll der Aufbau der Garnisonkirche mit insgesamt zwölf Millionen Euro vom Bund gefördert werden.«
Anlass der Kritik ist für Krämer einer Mitteilung der Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD). »Ich finde es richtig, dass die Bundesregierung weiterhin in ihrem Haushalt 2015 zunächst sechs der insgesamt zwölf Millionen Euro für den Aufbau der Garnisonkirche einplant«, hatte Wicklein im Vorfeld der abschließenden Haushaltsrunde am Donnerstag erklärt. Die SPD-Arbeitsgruppe Kultur und Medien hatte zuvor auf Anregung Wickleins mit Altbischof Wolfgang Huber diskutiert.
Mit der Reservierung der sechs Millionen Euro setze der Bund ein wichtiges Signal an die Stiftung Garnisonkirche Potsdam, »sich weiter intensiv um die Gesamtfinanzierung zu kümmern«, meinte Wicklein. Schließlich decken die in Aussicht gestellten Steuermittel nur einen kleinen Teil der veranschlagten rund 100 Millionen Euro, argumentierte sie. »Die Bundesmittel sollen Anreiz sein, den weitaus größeren Teil - so wie es auch die Initiatoren der Stiftung Garnisonkirche Potsdam selbst bekunden - aus privaten Mitteln einzuwerben.« Erst wenn die Gesamtfinanzierung stehe, könnten die Bundesmittel bewilligt werden.
Befürworter der Garnisonkirche hatten anfangs den Eindruck erweckt, der Wiederaufbau der im April 1945 nach einem Bombenangriff ausgebrannten Kirche, deren Ruine 1986 beseitigt wurde, lasse sich allein mit Spenden bewerkstelligen. Unter der Bedingung, dass wirklich keine öffentlichen Mittel fließen, hatte die LINKE das Bauprojekt zeitweise toleriert.
Doch als der damalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) im August 2013 für die folgenden zwei Jahre je sechs Millionen Euro für den umstrittenen Wiederaufbau zugesagt hatte, änderte die LINKE ihre Haltung, die schon etwas früher ins Wanken geraten war. Die LINKE unterstützte ein Bürgerbegehren, bei dem die Bürgerinitiative »Potsdam ohne Garnisonkirche« 14 285 gültige Unterschriften gegen den Wiederaufbau sammelte. Doch die Stadt verhinderte im Sommer 2014 clever einen Bürgerentscheid, indem sie dem Wunsch des Bürgerbegehrens formal nachkam. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beantragte im Kuratorium die Auflösung der Garnisonkirchen-Stiftung - in dem Wissen, dass dafür keine Mehrheit zustande kommen würde. »Der OB hat sich keinerlei Mühen gemacht, den Auftrag des Bürgerbegehrens ernsthaft zu verfolgen« rügte die Bürgerinitiative.
Jetzt erinnerte LINKE-Kreischef Krämer, dass es die zwölf Millionen Euro vom Bund geben solle für ein Bauwerk, das historisch höchst belastet und dessen Wiederaufbau ungewiss sei. »Manch märkische Kirche würde sich über in neues Dach freuen«, bemerkte der Kreisvorsitzende, doch Frau Wicklein versenke lieber viel Geld in ein Bauwerk, »das wenige wollen, wenn man die Spendenbereitschaft zum Maßstab nimmt«. Die Garnisonkirche müsse keineswegs wiederaufgebaut werden, um Aspekte der wechselvollen Geschichte ausreichend zu betrachten, findet Krämer. »Ich fordere ja auch keine Barrikaden, um die Märzrevolution 1848 angemessen zu würdigen.« Krämer betonte: »Die LINKE spricht sich gegen die Errichtung eines Versöhnungszentrums in der historischen Gestalt der Garnisonkirche aus.«
In der Kirche hatten die Nazis am 21. März 1933 die Reichstagseröffnung inszeniert. Vor dem Gemäuer schüttelte Adolf Hitler symbolträchtig die Hand des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg.
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