Angeblich Botschaft von IS-Chef Al-Baghdadi aufgetaucht

USA: Kampf gegen IS dauert lange/ Weiße Haus denkt über Strategieänderung nach

  • Lesedauer: 4 Min.
Rund 130 Luftangriffe haben die USA und ihre Verbündeten gegen die Terrormiliz IS im Irak und in Syrien geflogen. Mit welchem Erfolg, bleibt offen. Derweil meldet sich der »Kalif« aus der Kriegsregion.

Kairo. Der Kampf der USA und ihrer Verbündeten gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wird nach den Worten von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel noch lange andauern. Zwar gebe es nach Monaten andauernder Bombardierungen im Irak und in Syrien »stetige und anhaltende Erfolge«. Doch »es wird ein langer und schwieriger Kampf werden«, sagte Hagel bei einer Kongressanhörung in Washington.

Eine genauere Einschätzung der Lage - wie lange der Kampf etwa dauern könnte - gab der Pentagonchef aber auch auf drängende Fragen nicht. »Es wird Rückschläge geben«, fügte er hinzu. Je stärker die irakische Armee vorankomme, desto stärker werde die Intensität der Luftangriffe der Koalition. Mehrere Abgeordnete äußerten sich besorgt über die Entwicklung.

Zugleich berichtete der TV-Sender CNN am Donnerstag, Präsident Barack Obama erwäge eine Strategieänderung in Syrien. Im Weißen Haus mache sich die Einschätzung breit, dass der IS in Syrien nicht besiegt werden könne, so lange Präsident Baschar al-Assad in Damaskus an der Macht ist.

Hagel sagte zwar: »Es gibt keine Strategieänderung in Syrien.« Das Assad-Regime habe jede Legitimation verloren. Allerdings fügte er hinzu: »Wir können unsere Ziele in Syrien nicht mit einem Mal erreichen.« Nach wie vor gebe es in Syrien keine rein militärische Lösung. Entscheidend sei die Stärkung einer gemäßigten Opposition. Deren Ausbildung werde aber noch acht bis zwölf Monate dauern.

Hagel wollte nicht zu Spekulationen Stellung nehmen, wonach der IS-Anführer, Abu Bakr al-Bagdadi, bei einem kürzlichen Luftangriff verletzt oder getötet worden sei. Dazu wolle er sich nur bei einer anstehenden geheimen Ausschusssitzung äußern.

Derweil wandte sich Al-Bagdadi anscheindend mit einem Durchhalteappell an seine Gefolgsleute. Der selbsternannte Kalif erklärte in einer ihm zugeschriebenen Tonaufnahme den Dschihad bis zum letzten Mann zur Pflicht aller Muslime. Zudem kündigte er eine Ausdehnung des »Islamischen Staates« unter anderem auf Algerien, Libyen und Ägypten an. Kampfesunwilligen drohte er harte Strafen Gottes an. Die Stimme ähnelte der in vorigen Aufnahmen Al-Bagdadis, ob die Audiobotschaft echt ist, ließ sich nicht sicher bestätigen.

Unterdessen drängen kurdische Kämpfer den IS in heftigen Gefechten im nordsyrischen Kobane allmählich weiter zurück. Die Kurden rückten nur langsam vor, um Verluste in den eigenen Reihen gering zu halten, erklärte Idris Nassan, ein Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane. Syrische und irakische Kurden kämpfen derzeit gemeinsam gegen IS-Einheiten, die seit Wochen versuchen, die strategisch wichtige Stadt an der Grenze zur Türkei einzunehmen.

US-Stabschef Martin Dempsey schätzte die Zahl der IS-Kämpfer auf 21 000 bis 31 000. Der »Kern« liege zwischen 15 000 und 18 000 Mann. Zwar hätten rund 130 Luftangriffe der USA und weiterer elf Staaten die IS-Milizen streckenweise zurückgedrängt. Doch nach wie vor hätten sie Mossul, die zweitgrößte irakische Stadt, unter Kontrolle, sagte Hagel. »Wir haben damit begonnen, die Dynamik (des IS) zu brechen.« Doch »es geht drei Schritte voran und zwei zurück«.

Hagel und Dempsey gerieten bei der Kongressanhörung mehrfach argumentativ unter Druck. Mehrere Abgeordnete befürchten, dass die USA erneut in einen langen Krieg hineinschlittern könnten, in dem letztlich auch US-Bodentruppen eingreifen müssten. Hagel versicherte, es werde im Irak und in Syrien keine US-Kampftruppen geben.

Republikaner warfen Obama vor, er habe die US-Kampftruppen zu früh aus dem Irak abgezogen. Dies habe den Aufstieg der Terrormilizen erst ermöglicht.

Obama hatte erst kürzlich die Entsendung weiterer 1500 Soldaten in den Irak angekündigt. Die insgesamt 3000 Soldaten werden offiziell als Berater und Ausbilder bezeichnet. Obama fordert, dass der Kongress weitere 5,6 Milliarden Dollar (4,4 Milliarden Euro) zur Bekämpfung der Islamistenmilizen bewilligt - seit den Kongresswahlen vergangene Woche ist er aber ganz von den Republikanern abhängig. dpa/nd

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