Streit um die Opferzahlen

1968 starben Elke und Dieter Weckeiser bei ihrem Fluchtversuch nach Westberlin im Kugelhagel. 1970 wurde der Volkspolizei-Anwärter Burkhard Niering bei der Flucht erschossen. Der 23-Jährige hatte zuvor einen Passkontrolleur als Geisel genommen. 1962 wurde der Grenzpolizist Peter Göring am Spandauer Schifffahrtskanal erschossen - das Projektil kam aus einer Westberliner Polizeiwaffe. Wie viele Menschen an der Grenze zwischen Ost und West starben, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Immer wieder tauchten im Streit um die Toten der Mauer neue Statistiken auf. Nach in der Wendezeit zusammengestellten Daten der Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter sollen an der Grenze 197 Menschen durch Schusswaffen und Minen ums Leben gekommen sein. Die Berliner Staatsanwaltschaft nannte 1999 die Zahl von 270 Grenztoten zwischen 1949 und 1989. Die Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität kam zum Abschluss ihrer Ermittlungen 2000 auf 421 Personen, die »aufgrund einer strafrechtlich verfolgbaren Handlung oder Unterlassung ums Leben gekommen« waren. Mit weitaus höheren und jährlich steigenden Opferzahlen ging die »Arbeitsgemeinschaft 13. August« an die Öffentlichkeit. Bis gestern kamen bei deren Zählungen, die alle europäischen Ost-West-Grenzen einbeziehen, 1201 Tote zusammen - 1989 meldete die »Arbeitsgemeinschaft« noch 191 Mauertote. Seit Oktober 2005 wird nun versucht, im Rahmen eines Forschungsprojektes des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam (ZZF) und des Vereins Berliner Mauer die Zahl der Toten wissenschaftlich zu befestigen. Bislang haben die Forscher 125 Mauertote belegt, darunter 93 DDR-Flüchtlinge und acht DDR-Grenzsoldaten. Noch seien 81 Verdachtsfälle offen, so der Historiker Hans-Hermann Hertle vom ZZF. Ein rasches Ende der Debatte über die Zahl der Mauertoten ist nicht zu erwarten. Wie viele Menschen an der Grenze ums Leben kamen, sagte die Chefin des Mauer-Vereins, Gabriele Camphausen, »ist auch mehr als 16 ...