Personen mit Kompetenz

Jürgen Amendt über die Vorteile des analogen Lehrers

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Argument ist einleuchtend: In einer Welt, die mehr und mehr von Computern gesteuert, von elektronischer Kommunikation bestimmt wird, kann die Schule nicht so tun, als befände sie sich noch im Zeitalter vor Erfindung der auf binären Codes basierenden Rechenmaschinen. Selbstverständlich liegen die Vorteile eines digitalen Unterrichts auf der Hand: Die Schule würde damit zuallererst an die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler anknüpfen, diese müssten sich nicht mehr mit kilogrammschweren Büchern - beispielsweise Atlanten - herumschleppen, deren Inhalte meist schnell altern; und schließlich fördert die digitale Technik eine Lernkultur, die auf die Selbstaneignung von Wissen baut, statt auf die vielerorts noch verbreitete Trichtermethode der Wissensvermittlung zu setzen.

Es gilt aber auch: Computer haben das Rad nicht neu erfunden, sie drehen es nur um einiges schneller als alle Kulturtechniken davor. Die Fertig- und Fähigkeiten, die zur Beherrschung der neuen Technik erforderlich sind, sind jedoch die gleichen wie jene, die man schon vor vielen hundert Jahren benötigte: Wissensdurst, Kritikfähigkeit, Möglichkeiten des sozialen Austauschs. Die Videoplattform Youtube etwa ist ein hervorragendes Mittel zum Lernen, ja, die Erklärvideos machen vielfach den Lehrer überflüssig. Doch man muss auch wissen, welchen Quellen man vertrauen schenken kann. Wikipedia ist ein fantastisches Lexikon mit einer Fehlerrate, die geringer ist als jene in analogen Nachschlagewerken. Doch sie nimmt niemandem die Mühe ab, Informationen zu gewichten, zu werten und eigene Schlussfolgerungen aus dem Erlesenen zu ziehen. Diese Fähigkeiten kann man nicht per Computer erlernen, dafür braucht es Vorbilder, Menschen mit Lebenserfahrung, also Lehrer - oder, wie Wikipedia den Begriff Lehrer formuliert: »eine Person, die durch ihre höhere Kompetenz auf bestimmten Gebieten anderen etwas beibringt«.

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