- Sport
- Person
Aufsteigerin
Verena Bentele ist Behindertenbeauftragte der Bundesregierung.
Große Aufgaben liegen ihr: Verena Bentele, von Geburt an blind, hat nicht nur zwölf goldene Medaillen bei den paralympischen Biathlon- und Skilanglauf-Wettbewerben gewinnen können, sie hat nicht nur den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo bestiegen, nein: Seit Januar 2014 ist die 32-Jährige auch »Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen«.
Die Goldmedaillengewinnerin aus Lindau am Bodensee ist nun die sechste, die dieses 1981 eingeführte Ehrenamt ausfüllt, und nicht wenige trauten der durchsetzungsstarken Schwäbin zu, dem Amt der Behindertenbeauftragten endlich aus dem Alibi-Dasein zu verhelfen. Das könnte vor allem durch eine klare Abgrenzung zur Regierungspolitik gelingen.
Eine erste gute Gelegenheit zur Profilschärfung verpasste SPD-Mitglied Bentele gleich im März: Da sollte die Behindertenbeauftragte zu den Paralympischen Spielen nach Sotschi reisen, was sie jedoch aus politischen Gründen ablehnte. »Das Bundesaußenministerium in Deutschland hat die Empfehlung gegeben, dass in der derzeitigen Lage keiner fährt, und da habe ich mich natürlich jetzt auch danach gerichtet«, formulierte Verena Bentele im Deutschlandfunk. »Das Signal kam jetzt nicht ursächlich von mir, sondern schon von der Regierung.« Nicht nur etliche Behindertensportler zeigten sich enttäuscht, dass die Ex-Kollegin nicht nach Russland reiste.
Mittlerweile aber legt sich die Literaturwissenschaftlerin, die 2011 übrigens Patin der jährlichen nd-Sportlerwahl war, ordentlich ins Zeug. Sie beklagte im Mai die politische Entmündigung Tausender Behinderter in Deutschland bei der Europawahl, weil Menschen, die gerichtlich unter Totalbetreuung gestellt sind, nicht wählen dürfen. Jüngst forderte sie eine höhere Ausgleichsabgabe für Unternehmen, die keine Behinderten einstellen. Ilja Seifert, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland, ist nur bedingt optimistisch: »Verena Bentele ist eine tolle Sportlerin, ihre politischen Erfolge liegen aber noch in weiter Ferne.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.