Ernst sein ist alles
»Der Bourgeois«: Franco Moretti fahndet im modernen Roman nach dem Wesen der bürgerlichen Gesellschaft
Anfangs fällt ihm das Überleben jenseits bürgerlicher Zivilisation noch ausnehmend schwer. Sein Kampf ums Dasein äußert sich fürs Erste eher als Hoffen aufs Schnell-Wieder-Wegkommen. Lange dauert es aber nicht, bis sich der Kaufmannssohn derart komfortabel eingerichtet hat, dass er nicht mehr wird arbeiten müssen »für die ganze Dauer meines Aufenthaltes auf der Insel, und wenn er auch noch vierzig Jahre dauern sollte«. Trotzdem plagt und müht und schindet er sich weiter; teilt sich seinen Tag penibel ein in Jagd, Schlaf und Freizeit. Robinson Crusoe darf, kann, ja will einfach nicht aufhören zu malochen; seine eng getakteten Ruhepausen dienen nur dem Krafttanken für die freudig erwartete nächste Schicht. Aber warum nur dieses Arbeitsethos, fernab gesellschaftlicher Anerkennungsstrukturen und weit entfernt von jedweder Existenznot?
Franco Moretti glaubt es zu wissen: »Weil Arbeit zum neuen Legitimierungsprinzip gesellschaftlich...
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